Weltkulturerbe: Europas Spuren im Orient

Mazagan, die letzte Festung der Portugiesen in Marokko, ist heute ein Ort zwischen den Kulturen.

Düsseldorf. In den staubigen Gassen von El Jadidas Altstadt sieht der Orient so aus, wie in einem Agatha-Christie-Krimi. Aus den lehmfarbenen Häusern flattern bunte Webteppiche. Kunstvolle Metall-Laternen stehen auf dem Bürgersteig und locken Touristen an. Daneben sitzen Männer in kleinen Gruppen zusammen, spielen Schach und schauen dem Treiben in den verwinkelten Straßen zu.

Würde jetzt der Roman-Detektiv Hercule Poirot um die Ecke spazieren — man würde sich nicht wundern. Eine Fortsetzung von „Mord im Orient-Express“ wäre hier genau richtig angesiedelt. Doch stat dem kauzigen Kriminologen taucht plötzlich Abdul auf. „In El Jadida gibt es drei Sachen zu sehen: die große Mauer, die Zisterne und meinen Laden“, sagt er voller Inbrunst und fügt hinzu: „Wo kommst du denn her, aus Köln?“ Das ist unüberhörbar die Stadt, in der Abdul sein Deutsch mit rheinischem Einschlag gelernt hat.

Und der Mann hat Recht — zumindest mit seiner Einschätzung, was man in El Jadida gesehen haben sollte. Die von Abdul beschriebene große Mauer umgibt die gesamte Altstadt, eine ehemalige portugiesische Festung aus dem Jahr 1502, die heute zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Orient und Okzident treffen sich hier auf eine Art und Weise, die Besuchern aus Europa Exotik vor vertrauter Kulisse bietet. Die Häuser mit Stuckelementen an den Fassaden und die Kirche muten noch immer europäisch an. Auch wenn inzwischen der Putz abbröckelt.

In den Mauernischen stehen noch immer die Kanonen der Portugiesen und rosten vor sich hin. Die Festung, früher Mazagan genannt, war einst die wichtigste Siedlung der Portugiesen am Atlantik. 1769 gaben sie Mazagan als letzte Stadt in Marokko auf, die Stadt wurde in El Jadida umbenannt (Die Neue).

Heute klettern die Jungen aus der Nachbarschaft über die rostigen Waffen, um auf die hohe Festungsmauer zu gelangen und von da aus etwa zehn Meter tief ins Hafenbecken zu springen — gern gegen ein kleines Entgelt.

Die angepriesene Zisterne liegt im Herzen der Altstadt. Sie ist ein riesiges Kellergewölbe, in dem erst Waren gelagert und dann Trinkwasser gespeichert wurde. Inzwischen ist nur noch der Boden des kühlen Raums mit Wasser bedeckt. Ein Ort der Ruhe, der erst 1916 wiederentdeckt und seitdem mehrfach als Filmkulisse genutzt wurde. Unter anderem drehte Orson Welles dort Szenen für „Othello“.

Außerhalb der Altstadt hat El Jadida lange Badestrände und einen sehenswerten Markt zu bieten. Dort gibt es Gewürzstände mit Safran, Minze und Kümmel. In der Gasse der Tuch- und Garnhändler sitzen Schneider vor ihren Läden und arbeiten an traditionellen Gewändern. Zwei Gassen weiter werden Hühner geschlachtet und Fische in der Sonne gestapelt. Nichts für schwache Mägen, aber das wahre Leben in Marokko. Anders als in Marrakesch und Agadir geht es in El Jadida noch nicht darum, möglichst schnell Touristen in die Läden zu ziehen.

Wer ein Mitbringsel sucht, sollte schwarze Seife mitnehmen. Die Paste aus Olivenöl und Kalilauge wird im traditionellen Dampfbad Hammam für Peelings genutzt und macht die Haut geschmeidig. Da sich Marokko mit seiner jahrtausendealten Badekultur gerade erst als Wellness-Land entdeckt, könnte schwarze Seife schon bald zum Trend in den Spas werden.

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