Das Märkische Versailles: Potsdam und der Alte Fritz

Potsdam (dpa/tmn) - Für Friedrich den Großen war die Hauptstadtfrage klar: Er wollte lieber in Potsdam residieren als in Berlin und hat die Stadt nach seinen Plänen umgestaltet. Zum 300. Geburtstag des Alten Fritz erinnert mehr als nur die Ausstellung „Friederisiko“ daran.

Am frühen Morgen ist es im Park von Sanssouci noch ruhig. Vögel zwitschern, ein Specht lässt sein rhythmisches Klopfen hören, Besucher gibt es kaum. Die Touristenmassen rollen erst später an. In diesem Jahr werden besonders viele kommen. Denn Potsdam feiert den 300. Geburtstag seines Vorzeigekönigs Friedrich des Großen. Der Termin war zwar schon am 24. Januar, aber er bestimmt in der brandenburgischen Landeshauptstadt das ganze Jahr 2012.

Mit keinem anderen Herrscher ist Sanssouci so verbunden wie mit Friedrich II.: Schließlich hat er sich hier seine Sommerresidenz errichten lassen. „In Berlin, wo er geboren wurde, hat er sich nie zu Hause gefühlt“, sagt Stadtführerin Christine Blümer - in Potsdam umso mehr: „Das Sommerschloss liebte er.“

Friedrich II. hat es sich ab 1745 bauen lassen - in der Rekordzeit von nur zwei Jahren. Seit 1991 ist Friedrich neben dem Schloss begraben, so, wie er es sich immer gewünscht hatte. Heute gibt es in der Parkanlage, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört und zum Schönsten, was Brandenburg zu bieten hat, fünf Schlösser und ein Wegenetz für ausführliche Spaziergänge mit 76 Kilometern Länge. Allein hier könnte man also Tage verbringen.

Und im Laufe des Jahres gibt es noch viel mehr zu sehen als sonst, vor allem im Neuen Palais, dem Protz-Schloss, das sich der Alte Fritz bauen ließ, nachdem er den Siebenjährigen Krieg gewonnen hatte. Das Schlossgebäude im Rokoko-Stil, 220 Meter lang, war eines der größten seiner Zeit und hatte vor allem den Zweck, Eindruck zu machen. Der Spaziergang von Schloss Sanssouci zum Neuen Palais gibt eine Vorstellung davon, wie riesig der gesamte Park ist. Hier im Neuen Palais wird am 28. April die große „Friederisiko“-Ausstellung eröffnet.

Es ist nicht die einzige Ausstellung rund um Friedrich den Großen, aber sicher die wichtigste im Jubiläumsjahr. Die Ausstellung nimmt 6000 Quadratmeter ein.

Rund 250 000 Besucher hat das Neue Palais, in dem es schon zu Friedrichs Lebzeiten Führungen gab, ohnehin jedes Jahr. Dieses Jahr dürften es noch deutlich mehr werden.

Auch außerhalb von Sanssouci ist Friedrich in Potsdams Altstadt allgegenwärtig. Bevor sich die Hohenzollernherrscher für Potsdam interessierten, war es ein bedeutungsloses Fischerdorf, weit davon entfernt, ein „Märkisches Versailles“ zu sein. Friedrich, der Potsdam zur Hauptresidenz machte, änderte das. „Er war ein Ästhet und ein Architekturfreak“, sagt Christine Blümer.

Das zeigt sich an vielen Stellen, wo er Häuser bauen oder zumindest die Fassaden aufhübschen ließ. Und natürlich auch am Alten Markt: Der Obelisk dort stammt noch aus dieser Epoche, die Nikolaikirche ließ Friedrich zwar umgestalten, ihr jetziges Aussehen bekam sie aber viel später. Gleich nebenan wird das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte und später in der DDR abgerissene Stadtschloss wieder errichtet - der Brandenburgische Landtag wird dort einziehen.

In Friedrichs Regierungszeit entstand auch das Alte Rathaus mit seiner Kuppel, auf der ein vergoldeter Atlas die Erdkugel schultert. Dort soll am 20. August das Potsdam Museum wieder einziehen, das zurzeit seinen Sitz noch Holländischen Viertel hat - ebenfalls ein Erbe Friedrichs. „Friedrich und Potsdam - Die Erfindung (s)einer Stadt“ heißt die Eröffnungsausstellung.

Literatur:

Potsdamer Ge(h)schichte: Das friderizianische Potsdam, herausgegeben von Daniela Morgenstern, Tobias Kunow und Stephan Theilig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86124-607-7

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