Golf-Crashkurs in der Lüneburger Heide: Glücksgefühle und Muskelkater

In drei Tagen zur Platzreife? Zu schön, um wahr zu sein. Crashkurs in der Golf Academy Adendorf, Lüneburger Heide.

Adendorf. Ssssssssssssss — der Schläger ist eine Peitsche. Eisen 7 surrt durch die Luft, trifft den Golfball mit voller Wucht. Welch wunderbarer Schwung! Welch lieblicher Klang! Staunend, mit offenem Mund, verfolge ich den weißen Punkt, der in den blauen Himmel über der Lüneburger Heide aufsteigt und irgendwo nach 100 Metern aufs Fairway ploppt. Ja, denke ich mit Anfängerstolz, jetzt hab ich‘s.

„Super Abschlag!“, ruft Christian Wittern (26, Foto), mein PGA-Professional. Im gleichen Atemzug aber holt er mich zurück auf den grünen Teppich: „Jeder spielt nur so gut, wie sein schlechtester Schlag ist.“ Stimmt. Mein zweiter Ball hoppelt kläglich davon und landet im See. Plumps, da lachen die Enten. Nein, denke ich deprimiert, nie werd ich‘s lernen.

Golf ist der Sport der starken Gefühle. Jubeln und Stöhnen wechseln von Minute zu Minute, Schlag auf Schlag. Zwischen Hoch- und Tiefdruck an Loch vier spüre ich: Die begehrte Platzreife-Urkunde rückt in weite Ferne.

Drei Tage lang bürste und drehe ich, schlage ab, loche ein, klettere in Sandbunker und suche den Ball im Rough. Herrlich ist es auf den Anlagen der Golf Academy Adendorf bei Lüneburg. Christian motiviert, korrigiert, kontrolliert. Spaßfaktor: hoch.

Aber jetzt ist es ernst: „Mindestens zwölf Nettopunkte nach Stableford“ müssen her, damit der Pro mit seinem guten Namen für meine Platzerlaubnis nach den Regeln des Deutschen Golf Verbands bürgen kann. Vor dem Abschlag auf Bahn sechs stehen erst vier Pünktchen auf der Scorekarte.

Vom Golf-Rookie zur Platzerlaubnis in drei Tagen — das geht nur, wenn schon Grundkenntnisse in Regelkunde und Etikette vorhanden sind und man bereits ein „Feeling“ für das Spiel mit dem Bällchen auf einer Driving Range gesammelt hat. Bei mir waren es zwölf Trainerstunden, bevor mich dann ein Muskelriss stoppte.

Jetzt, als Gast des Castanea Resort Hotels direkt am 18-Loch-Mastercourse, habe ich jede Menge Regelkunde gebüffelt, tief und fest geschlafen, tagsüber abgeschlagen und gechippt, bis mir der Rücken weh tat, abends fein im Hotelrestaurant gespeist und in der Fairway Bar ein Schlummerbier genommen.

Konzentration! Jetzt kommt es drauf an. Schweiß läuft mir den Nacken runter. Christian, nach seinem Aufenthalt in Amerika seit drei Jahren Golflehrer an der Academy, macht mich locker: „Beim Golf brauchst Du drei Dinge: Ball, Schläger und eine gute Ausrede, warum Du den Ball nicht getroffen hast.“ Darauf lässt sich aufbauen. Im Moment ist es mein Hirn, das zu viel denkt, aber nicht spielerisch locker 260 Muskeln lenkt.

Halleluja: Bahn sechs wird zu meinem persönlichen Wendepunkt. Nach nur drei Schlägen loche ich ein, macht fünf Punkte. Und nach knapp zweieinhalb Stunden darf gejubelt werden — geschafft! Auch mit der Theorieprüfung ist Christian einverstanden.

Im Clubhaus bei Currywurst und Cola wird ein wenig gefeiert, bevor es auf die Heimreise geht.

Mit Glücksgefühlen und Muskelkater — im Gepäck die Eintrittskarte in die faszinierende Welt des Golfsports.

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