In Neuruppin ist das Ufer nie weit entfernt

Neuruppin (dpa/tmn) - Neuruppin hat eine Menge zu bieten: große Plätze, große Kirchen, breite Straßen, ein Denkmal für Karl Friedrich Schinkel und die Apotheke, in der Theodor Fontane geboren wurde.

Viele Besucher zieht es aber gleich an die Promenade am Ruppiner See.

Der See ist das Ziel. Er ist das erste, was viele Besucher Neuruppins sehen wollen. Der Wind kräuselt die Wellen, ein Segelboot gleitet am Horizont über die Wasseroberfläche. Schwalben segeln die Uferlinie entlang. Vier weiße Schwäne schwimmen ein Stück weiter über den Ruppiner See. All das lässt sich bequem vom Ufer aus beobachten.

Auch das macht Neuruppin besonders. Die Kleinstadt im Norden Brandenburgs ist eher verschlafen als aufregend. Die breiten Straßen stammen noch aus der Zeit, als es keine Autos gab. Neuruppin war lange eine Garnisonsstadt, in der Regimenter marschierten, Pferde trabten und die Bessergestellten mit der Kutsche fuhren.

Das hat auch das Stadtbild geprägt, und das kann sich durchaus sehen lassen: Enge ist in Neuruppin ein Fremdwort. Nach dem verheerenden Brand im August 1787 wurde die Stadt nach Entwürfen wieder aufgebaut, die mehr Licht und Luft als Leitwort hatten und sich den Ideen der Aufklärung verpflichtet fühlten: Hygiene, Feuersicherheit und genügend Platz für öffentliches Leben.

Die Stadt wuchs Ende des 18. Jahrhunderts um ein Drittel, die Bürgerhauser waren nun aus Stein, nicht mehr aus Fachwerk, die Straßen wurden verbreitert und begradigt und gleich drei riesige Plätze neu angelegt - die zu den größten Europas gehörten. Theodor Fontane, in Neuruppin geboren, hat das nicht so recht gefallen: Der Stadtkörper wirke wie ein zu groß geratener Anzug, in den der Träger wohl nie hineinwachsen werde, notierte der Schriftsteller kritisch. Dabei sind gar nicht alle ambitionierten Pläne umgesetzt worden.

Die Pfarrkirche etwa, von 1801 bis 1806 im klassizistischen Stil erbaut, sollte eigentlich eine viel größere Kuppel bekommen. Aber daraus wurde nichts. Die Kirche hielt Karl Friedrich Schinkel für misslungen, der zweite berühmte Sohn der Stadt. Er war Preußens wichtigster Architekt, der das Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt entworfen hat oder die Nikolaikirche in Potsdam und Dutzende weitere klassizistische Gebäude. Sein Denkmal steht direkt hinter der Pfarrkirche.

Mit beiden, Fontane und Schinkel, beschäftigt sich das Museum Neuruppin in der August-Bebel-Straße. Porträts zeigen den genialen Baumeister Schinkel und seine Lieben, kurze Texte informieren über seine Bauten oder seine Reisen nach Prag, Florenz oder Venedig.

Das „Fontane-Zimmer“ bietet noch mehr Möglichkeiten zum Einlesen - nicht zuletzt in Texte des Romanciers, der mit Werken wie „Effi Briest“ oder dem „Stechlin“ zu den wichtigsten Autoren im späten 19. Jahrhundert zählte. In der „Fontanestadt“ ist der Autor an vielen Stellen präsent: Am Fontaneplatz sitzt er als Denkmal in entspannter Pose mit Hut, Stock und beachtlichem Schnurrbart.

Wer selbst entspannt auf der Bank sitzen möchte, kann das zum Beispiel im Tempelgarten, der zu Neuruppins grünsten Ecken zählt: In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde er für Friedrich den Großen angelegt, der zu seiner Zeit als Kronprinz in Neuruppin lebte.

„Kronprinz Friedrich“ ist auch der Name eines der Fahrgastschiffe, die über den 14 Kilometer langen Ruppiner See schippern. Und so eine Fahrt lassen sich die wenigsten Besucher entgehen. Das Schiff liegt ruhig auf dem Wasser und fährt so langsam, dass die Passagiere fast automatisch entschleunigen.

Informationen:

Tourismus-Service, Karl-Marx-Straße 1, 16816 Neuruppin, Telefon: 03391/454 60, E-Mail: -Mail: [email protected]. Das Museum Neuruppin hat bis Ende Oktober von Dienstag bis Sonntag, 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.

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