Mit dem Bat-Detektor auf Fledermauspirsch

Bad Segeberg (dpa/tmn) - Wenn es Nacht wird, werden Fledermäuse erst richtig munter. Naturschutzexperten in Schleswig-Holstein nehmen Urlauber dann bei Exkursionen in der Dämmerung mit in die Welt der mythenumrankten Flugkünstler.

Mit dem Bat-Detector lassen sie sich aufspüren.

Fledermäuse haben etwas Faszinierendes. In Schleswig-Holstein, wo 15 der 23 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten leben, kann man ihnen an vielen Orten begegnen. „Fledermaushauptstadt“ im hohen Norden ist Bad Segeberg mit den Kalkberghöhlen, in denen jedes Jahr mehr als 20 000 von ihnen überwintern. Im Noctalis-Erlebniszentrum am Kalkberg ist das ganze Jahr lang Wissenswertes zum Thema Fledermäuse zu erfahren.

Während der Sommermonate bieten Naturschutzexperten die Möglichkeit, bei Führungen die Kobolde der Nacht in freier Natur zu erleben. Höhepunkt ist am 27. August die 15. Europäische Nacht der Fledermäuse in Bad Segeberg rund um den Kalkberg.

Auf den ersten Blick sehen die Schatten am Himmel aus wie Schwalben. „Das sind Abendsegler, die oft schon vor Sonnenuntergang auf Insektenjagd gehen“, sagt Ulrich Lensinger von der Landesstelle Fledermausschutz und -forschung des Naturschutzbundes (Nabu) Schleswig-Holstein in Bad Segeberg. Mit ihm können Kinder und Erwachsene die Flattermänner beobachten und sogar belauschen.

Bei den „Flederlausch“-Exkursionen macht er die Fledermaus-Rufe im Ultraschallbereich mit einem hochempfindlichen Mikrofon - dem Bat-Detektor - hörbar. Gut eineinhalb Stunden dauern die Exkursionen, die mit Einbruch der Dämmerung beginnen. Geführte Fledermaus-Exkursionen gibt es zum Beispiel auch in den Ostseebädern Dahme und Scharbeutz, im Wildpark Eekholt im Kreis Segeberg oder im Katinger Watt bei Tönning in Nordfriesland.

So unterschiedlich die Ansprüche der Fledermausarten sind, sie überwintern in den Gipshöhlen im Segeberger Kalkberg. In dieser Zeit darf sie niemand stören, deshalb ist die Höhle zwischen Oktober und März für die Öffentlichkeit geschlossen. Einen Eindruck davon, wie die Fledermäuse den Winter verbringen, vermittelt am Kalkberg die Erlebnisausstellung „Noctalis - die Welt der Fledermäuse“.

Im Schein der Taschenlampe, die jeder Besucher am Eingang bekommt, tauchen ständig neue Exponate auf. Fotos zeigen überwinternde Fledermäuse, deren Körper von Tautropfen bedeckt sind. Dann folgt eine Führung durch die Kalkberghöhle, das größte natürlichen Fledermaus-Winterquartier in Europa. Während der Sommermonate nutzen allerdings nur einige hundert Tiere die Höhle als Schlafquartier. Die Mehrzahl verlässt sie Ende März und kehrt erst im Spätsommer zurück.

Im Vivarium schwirren hinter Glasscheiben Brillenblattnasen umher. „Anders als unsere heimischen Arten, die sich von Insekten ernähren, sind die aus Südamerika stammenden Brillenblattnasen Fruchtfresser. Dort gibt es auch drei Arten, die sich vom Blut anderer Tiere ernähren. Die Furcht vor blutsaugenden Fledermäusen ist in unseren Breiten also vollkommen unbegründet“, beruhigt Roos.

Dennoch haben viele Menschen Angst vor ihnen, weiß auch Britta Wesche. Als Leiterin der Fledermausambulanz in Bad Segeberg päppelt sie kranke und verletzte Fledermäuse auf. In ihrer Ambulanz können sich geschwächte Tiere erholen und werden dann wieder in die Freiheit entlassen. Wer Fledermäuse einmal ganz aus der Nähe sehen, ist nach Voranmeldung in der Fledermausambulanz willkommen. Wer selbst auf die Pirsch gehen will, bekommt vom Nabu ein paar nützliche Tipps im Internet.

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