Schöne Stadt: Was der Papst in Erfurt nicht sieht

Erfurt (dpa/tmn) - Erfurt ist eine der kleinsten Landeshauptstädte Deutschlands, aber eine der schönsten. Wenn der Papst im September zu Besuch kommt, hat er für die Sehenswürdigkeiten nur wenig Zeit.

Touristen sollten sich die aber nehmen.

Der Papst hat mal wieder nicht viel Zeit. Wenn er vom 22. bis 25. September nach Deutschland kommt, ist sein Terminkalender prall gefüllt. In Thüringen ist er knapp zwei Tage. In Erfurt übernachtet er und feiert dort am 24. September auf dem Domplatz eine Messe. Viel wird er von Thüringens Landeshauptstadt wohl nicht sehen. Schade eigentlich, denn Erfurt hat viel zu bieten.

Mit nur gut 200 000 Einwohnern ist sie eine der kleinsten, aber auch eine der schönsten Landeshauptstädte. Morgens um acht geht es ruhig zu in der Altstadt, wo sich am Fischmarkt Bürgerhäuser aneinanderreihen. Am Anger sind bereits etliche Erfurter unterwegs, einige laufen über den Domplatz, aber von Hektik ist keine Spur.

Zwei Stunden später ist hier einiges mehr los, an den Marktständen gucken schon Kunden vorbei. Feldgieker und Eichsfelder Stracke gibt es beim Schlachter - Wurstspezialitäten aus dem Norden Thüringens. An einem der Stände steigt Rauch auf: Es gibt hier Original Thüringer Bratwurst.

Erfurts Domplatz wirkt so überdimensioniert, als sei den Stadtplanern am Zeichentisch der Stift verrutscht. Auch die Domtreppen sind erstaunlich breit. Jeden Sommer gibt es hier die DomStufen-Festpiele. Dieses Jahr steht ab dem 20. August Mozarts „Zauberflöte“ auf dem Programm.

Den Papst zieht es gleich nach seiner Ankunft in Erfurt am 23. September in den Dom. Am 24. gibt es auf dem Domplatz eine Eucharistiefeier - allerdings keine Einlasskarten mehr. Die Alternative sei Public Viewing im Stadion der Stadt Erfurt, sagt Mandy Neumann von Thüringen Tourismus.

Der Dom wirkt auch von innen groß. Einige Fenster sind 18 Meter hoch, und es gibt ein überdimensionales Bild des heiligen Christophorus. Als ungewöhnlich gilt der Wolfram-Leuchter aus der Romanik um 1160, eine menschliche Figur, deren erhobene Arme zwei Kerzen halten, erklärt Domführer Matthias Schmitt.

Um halb drei stoppt Stadtführerin Gudrun Ahr vor dem Collegium Maius, einem der ältesten Häuser der Stadt: „Es ist das ehemalige Hauptgebäude der Universität, die 1392 gegründet wurde und damit eine der ältesten im deutschsprachigen Raum war.“ Die Uni wurde allerdings 1816 von den Preußen geschlossen - und erst 1994 wiedergegründet. „Luther hat in Erfurt Jura studiert“, sagt Gudrun Ahr und ist schon auf dem Weg zum Augustinerkloster, wo er sich als Mönch versuchte.

Erfurt hatte damals drei Bettelorden: Aber vor Dominikanern und Franziskanern gefielen Luther die Augustiner am besten, wegen ihrer strikten Regeltreue und ihres „Studiums fundamentale“ - Luther konnte bei ihnen Hebräisch und Griechisch lernen. In Erfurt wurde der spätere Reformator zum Priester geweiht und las im Augustinerkloster seine erste Messe. Der Papst besucht das heute evangelische Kloster, um dort einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern.

Keine Zeit wird er für einen Bummel über die Krämerbrücke haben, dabei zeigt sich Erfurt hier von seiner besten Seite: Im 14. Jahrhundert wurde sie aus Stein errichtet, 32 kleine Häuser gibt es auf ihr. Sie erinnert ein bisschen an die Ponte Vecchio in Florenz.

Abends lohnt sich ein Abstecher auf die Zitadelle Petersberg. Von der ehemaligen Festung aus lässt sich die Stadt samt ihrer vielen Kirchen gut überschauen. Dem Papst würde die Aussicht sicher gefallen, aber für den Aufstieg lässt sein Programm keine Zeit.

Service:

Das Interesse an den Gottesdiensten, die Papst Benedikt XVI. in Thüringen feiert, ist groß. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Voraussetzung ist, eine Einlasskarte zu haben, die beantragt werden muss. Für die Eucharistiefeier in Erfurt ist das Kontingent bereits ausgeschöpft. Informationen dazu gibt es im Internet unter www.papst-in-deutschland.de. Wer eine Einlasskarte hat, bekommt von Thüringen Tourismus eine PapstCard zugeschickt. Sie ermöglicht den kostenlosen Eintritt bei zahlreichen Thüringer Sehenswürdigkeiten.

Weitere Informationen zu Erfurt gibt es bei der Tourist-Info Erfurt, Telefon: 0361/66 400. Für Fragen zum Papstbesuch in der Stadt wurde ein Servicetelefon der Tourist Information Thüringen eingerichtet. Es ist an sieben Tagen der Woche erreichbar unter: 0361/37 42 580.

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