Schriller die Glocken nie klingen: Skurrile Weihnachtsmärkte

Hamburg (dpa/tmn) - Das längliche Gerät ist ein großartiges Präsent für die einsame Hausfrau - versichert Elmar Thüry. Der Odenwalder ist stolz auf die Produkte, die er auf „Hamburgs geilstem Weihnachtsmarkt“ anbietet: Vibratoren aus Fichtenholz.

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Tüv-geprüft, 100 Prozent ökologisch, handgedrechselt.

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Thüry ist beim Santa-Pauli-Markt in Hamburg alle Jahre wieder ebenso eine Attraktion wie die Engel im Strip-Zelt. Die Macher des erotischen Weihnachtsmarktes auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn versprechen „(be)sinnliche“ Atmosphäre und schaffen tatsächlich die Balance zwischen frivol und adventlich.

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Doch nicht nur im Norden ticken die Adventsuhren exzentrisch. Wer dem Stern folgt, stellt fest: In Bayern leuchtet dieser rosarot - beim „Pink Christmas“. Der schwul-lesbische Weihnachtsmarkt belebt zum elften Mal Münchens Stephansplatz im Glockenbachviertel. „Pink Christmas ist der kleinste, aber auch bunteste Weihnachtsmarkt Münchens. Wir feiern für und mit Schwulen, Lesben, Nachbarn, Freunden und allen, die Spaß an einem friedlichen und bunten Miteinander haben“, sagt Veranstalter Robert Maier-Kares. Einzigartig sind die Bühnenshows. Stars, Sternchen, Travestie, Schlager und DJ-Sounds.

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Kontrastprogramm liefert Deutschlands höchster Weihnachtsmarkt. Weniger Pink und mehr Tannengrün regiert den Christkindlmarkt auf der Zugspitze. Per Bayerischer Zugspitzbahn von Garmisch-Partenkirchen oder Eibseeseilbahn ab Grainau geht es auf knapp 3000 Meter. Dort stehen vier Büdchen in atemberaubender Bergkulisse. Hier muss das Christkind wohnen, denkt mancher. 28./29. November und 5./6. Dezember.

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In Berlin organisiert der Verein Grüne Liga als Netzwerk ökologischer Bewegungen einen echt fairen Hüttenzauber. Der Advents-Ökomarkt am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg bietet nur Waren, bei deren Herstellung soziale und ökologische Standards eingehalten werden. Der Glühwein: bio. Die Waffeln: Vollkorn. Wer hier verkauft, verpflichtet sich, dies „musik- und abfallfrei“ zu tun. Mehrweg statt Pappbecher, Gespräche statt Gedudel. 29. November und 6./13./20. Dezember.

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Gänsebraten? Schwierig. „Bei uns gibt es absolut gar nichts vom Tier“, erklärt dagegen Christina von Willisen von Veganes Hannover. Der sechste vegane Weihnachtsmarkt in Hannover sei „weihnachtlich, festlich, tierrechtlich“. Auf dem Steintorplatz bieten 30 Aussteller fair produzierte Kleidung, tierversuchsfreie Kosmetik und Zutaten für das eben vegane Weihnachtsessen. Zwar gibt es auch Döner und Bratwurst, aber selbstredend bio-vegan. 5./6. Dezember.

Kitschig geht es natürlich auch. Mit Lichtlein, Engelsklängen, Tannenbäumen und über allem Zuckerguss. Das romantische Landgut Krumme mit dazugehörigem Waldstück in Velen westlich von Münster ist dafür die ideale Kulisse. Beim Waldweihnachtsmarkt bieten 200 Aussteller Handwerk, Kunst und Köstliches an. Seinen märchenhaften Zauber aber erhält der Markt durch über eine Million Lichter. „Wir legen sehr viel Wert aufs Licht“, sagt Josef Krumme über seinen ganz persönlichen Wintertraum, den er gemeinsam mit seiner Familie ausrichtet. Dazu gibt es rund 1000 Weihnachtsbäume und eine begehbare Krippe. 28./29. November und 5./6./12./13./19./20. Dezember.

Gänzlich ohne Strom und dafür mit Zeitreise feiert man dagegen in der kleinsten Hansestadt der Welt den Christmarkt. Der steht in Werben an der Elbe in Sachsen-Anhalt nämlich ganz im Zeichen der Biedermeier-Zeit. „Und zur Biedermeier-Zeit gab's noch keinen Strom. Authentische Bedingungen sind uns wichtig“, erzählt Werner Eifrig vom Arbeitskreis Werbener Altstadt. So erstrahlen mehr als 40 märchenhafte Stände auf dem Platz gleich neben der Kirche dicht gedrängt im malerischen Schein von Kerzen und Petroleumlampen.

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