Wahrzeichen St. Peter-Ordings: 100 Jahre Pfahlbauten

St. Peter-Ording (dpa/tmn) - Am Strand von St. Peter-Ording stehen Hütten auf Stelzen. So trotzen sie dem Meer bei Sturmflut. Die ersten wurden schon vor 100 Jahren gebaut. Heute bieten sie Restaurants und Strandkorbvermietern Platz - und sind längst ein Wahrzeichen.

Ein Schild steckt im Sand von St. Peter-Ording: „Baden an und unter dem Pfahlbau verboten.“ Da haben wir auch schon den Grund, warum die Hütten der Badeaufsicht und die Restaurants an den Stränden des Ferienortes an der Westküste von Schleswig-Holstein auf Holz-Stelzen stehen: Hoch über dem Meer trotzen sie Sturm- und Springfluten. Zudem bieten sie Gästen einen weiten Blick über die Nordsee. So wurden die an der deutschen Küste einmaligen maritimen Bauten zum Wahrzeichen von St. Peter-Ording - in diesem Jahr feiern sie 100-jähriges Jubiläum.

Die Chroniken des Ortes verzeichneten im Jahr 1838 die Ankunft des ersten Badegastes. Schnell stieg die Zahl der Sommerfrischler stetig an. 1877 eröffnete das „Strandhotel“, das erste des aufstrebenden Ortes. Ende des 19. Jahrhunderts war die Zahl der Gäste so groß, dass die Versorgung am Strand zum Thema wurde. Noch badete man von Badekarren aus, nach Geschlechtern getrennt. Erste Hütten entstanden, in denen sich die Besucher umkleiden konnten und in denen auch der Bademeister Unterkunft fand. Hier wurden irgendwann auch Erfrischungen gereicht. Außerdem boten die Holzbauten Schutz vor dem wechselhaften Wetter. Sie selber jedoch waren nicht geschützt gegen das Wasser - und versanken bei Sturm immer wieder mal im Meer.

1911 rettete man sich auf die erste Stelzenkonstruktion, vor Ording-Nord auf einer Sandbank. Sie war nur schwimmend durch den Priel zu erreichen - für einen Groschen setzte ein Fischer über. Die Hütte auf Stelzen wurde Giftbude genannt, eine an der norddeutschen Küste bekannte Bezeichnung für Häuser, in denen etwas ausgeschenkt wurde - wo es also „wat geev“. In der Regel zunächst einmal Alkohol.

Bei den Pfahlbauten heute stecken die Pfähle rund fünf Meter tief im Untergrund, die Restaurants liegen bis zu acht Meter hoch über dem Sand. Der Strand von St. Peter-Ording ist bis zu zwei Kilometer breit und zwölf Kilometer lang. Und so zählt der Ort inzwischen im Jahr über 250 000 Gäste und gut 2,3 Millionen Übernachtungen. Ein Pfahlbau als Versorgungsstelle reicht nicht mehr - St. Peter-Ording hat heute fünf Badestellen mit 15 Pfahlbauten.

Vor dem Ortsteil Böhl steht die „Seekiste“, eröffnet im Jahr 1956, vor wenigen Jahren modernisiert mit großer Außenterrasse. Hier wird Salzwiesen-Lamm gereicht, frischgefangener Fisch, auch Garnelen gibt es. Voraussichtlich noch im Spätsommer soll das Restaurant „Strandhütte“ fertig werden. Gereicht werden sollen hier tagsüber Snacks und Kuchen, abends wird die Hütte zu „Axels Restaurant“. Zur „Sansibar Arche Noah“ muss man 1,2 Kilometer lang über die Seebrücke laufen. Erst Ostern 2011 eröffnet, hat sich der Ableger der Sylter Institution mit guter Küche schon einen Namen gemacht.

Die Pfahlbauten in Ording dagegen passen zum sportlichen Ambiente des Strands, wo Kitesurfer und Strandsegler zu Hause sind. Die Spezialität der ebenfalls vor wenigen Jahren renovierten „Strandbar 54° Nord“ hat als Spezialität Waffeln nach Mamas Rezept. Nur in der rustikalen „Silbermöve“ am Strandabschnitt Ording-Nord ist seit Mitte der 70er alles beim Alten. Hier, wo viele Szenen der ARD-Fernsehserie „Gegen den Wind“ gedreht wurden, hängt seit Jahrzehnten das gleiche Strandgut von der Decke. Bei so viel maritimem Ambiente bekommt man dann doch Lust, bei Flut ein wenig rund um den Bau zu schwimmen.

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