"50 Shades of Green" und ein Ausflug zu den Reisterrassen von Jatiluwih

Jatiluwih. Wenn ich einen Reiseführer über das Innere Balis schreiben müsste, so würde der Titel wohl "50 Shades of Green" lauten - auch wenn ich dafür vermutlich markenrechtlichen Ärger bekäme, weil er von einem Weltbestseller geklaut ist.

Mit einem Bier stoßen die Freundinnen Juliane (l) und Sonja auf ihren Ausflug an.

Mit einem Bier stoßen die Freundinnen Juliane (l) und Sonja auf ihren Ausflug an.

Foto: Juliane Kinast

Aber es stimmt: Bali ist unfassbar grün. Und den Balinesen scheinen Architektur und Gartenkunst in die Wiege gelegt zu sein. Schade, dass ein so ästhetisch veranlagtes Volk trotzdem noch so viel Müll einfach in die Natur wirft ...

Unser ultimatives grünes Erlebnis hatten meine Freundin Sonja und ich in Jatiluwih. Aufgebrochen allerdings sind wir von Ubud aus, dem kulturellen Zentrum der Insel, in dem es von Affen (dank des heiligen Affenwaldes; unser Hotel lag gleich nebenan, deshalb hatten wir sie sogar auf der Terrasse) und Tempeln nur so wimmelt - und falls es ein paar Leser interessiert:

Hier spielen Teile des Buchs und Films "Eat, Pray, Love". Auch Ubud ist von herrlichen Reisfeldern umgeben, wie Sonja und ich auf einem - in Flip-Flops - durchaus ambitionierten, zweieinhalbstündigen Spaziergang feststellten. Aber wir wollten die ganz Großen sehen: Die Reisterrassen von Jatiluwih, die die Unesco 2012 als Weltkulturerbe anerkannt hat.

Weil man nach ein paar Tagen Bali geizig (es ist ja alles so billig) und abenteuerlustig wird, mieteten wir einen Roller. Das soll keineswegs eine Reiseempfehlung sein - unser Reiseführer warnte selbst vor Mietautofahrten, weil der Verkehr auf Bali chaotisch sei; in Wirklichkeit ist er anarchisch.

Bali - Augen und Hirn mit unfassbarem Grün aufladen
22 Bilder

Bali - Augen und Hirn mit unfassbarem Grün aufladen

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Aber den Roller gab es nun einmal für drei Euro und ein paar Zerquetschte am Tag und wir wollten unterwegs sein wie die Einheimischen. Die fanden das offenbar ebenso mutig und außergewöhnlich wie der Reiseführer, denn überall wurde uns von kleinen Kindern wie alten runzligen Frauen gleichermaßen begeistert nachgewunken.

Mit ein paar PS und sehr defensiv ging es über Landstraßen ohne Schilder und Regeln. Was uns rettete, war wie immer die immense Freundlichkeit dieser Insel: Man fährt zwei arme Touristinnen hier nicht platt, nur weil man es könnte, und wann immer wir drei Sekunden am Straßenrand hielten und uns über unsere Karte beugten, hielten gleich mehrere Mopedfahrer neben uns und boten Hilfe an.

Schließlich holperten wir über eine schmale Schlaglochpiste Richtung Jatiluwih und um eine Kurve, als sich plötzlich vor uns das Tal öffnete und endlose Treppen aus Grün, Grün und wieder Grün auftauchten - und wir beide leise "Wow!" murmelten.

Ein Viertel der Fläche Balis ist von Reis bedeckt. Aber, wie ein (natürlich sehr freundlicher) Balinese vor Ort versicherte, wird derzeit viel davon zerstört, um immer wieder neue Resorts für gutbetuchte Touristen zu errichten. Eine seltsame Idee, einen Haupt-Anziehungspunkt der Insel kaputtzumachen, um Menschen anzuziehen ... Aber so bezahlten wir gern die 20.000 Rupiah, um zu den Unesco-Reisterrassen zu gelangen und zu dem Schutz dieser herrlichen Landschaft beizutragen, die zugleich ein Manifest balinesischer Ingenieurskunst ist. Ja wirklich.

Die Bauern haben es geschafft, dass ihre Aquädukte jedes Stückchen dieser gigantischen Fläche mit Wasser versorgen - einfach, weil es ganz natürlich von Terrasse zu Terrasse fließt. Wir hätten ewig durch dieses fruchtbare Land stapfen und immer neue Farbschattierungen entdecken können.

Ich hoffe, ich habe meine Augen und mein Gehirn jetzt ausreichend mit all diesem Grün aufgeladen. Denn jetzt geht es in den Flieger und zurück nach Australien. Zurück in den Busch. Zu meinem Jillaroo-Job. Zu dreckigen Jeans und Staub. Die Regensaison ist noch immer ein paar Monate entfernt, die Flüsse dürften inzwischen fast alle ausgetrocknet sein. Grün gibt es nicht mehr. Ich freue mich trotzdem darauf. Ein bisschen fühlt es sich tatsächlich an, als würde ich nach Hause kommen.

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