Arbeiten im Restaurant: Erklären Sie Patatas Bravas mal auf Englisch

Melbourne. Das Teatro ist eröffnet. Um zehn Uhr morgens war das ganze Team wieder versammelt, um "unserem Baby" den letzten Schliff zu verpassen. Und zu schleifen gab es da noch eine Menge, bis sich um fünf Uhr nachmittags die Türen öffnen sollten.

WZ-Autorin Juliane Kinast arbeitet jetzt im Restaurant.

WZ-Autorin Juliane Kinast arbeitet jetzt im Restaurant.

Um zwanzig vor fünf bin ich mit den Stapel frisch gedruckter Speisekarten im Arm über die Brücke am Yarra River gespurtet, um alle Tische einzudecken.

Und Chefkoch Marc kredenzte mit seinem Team noch mal schnell alle Tapas, die wir im Angebot haben - damit jeder mal weiß, wie Calamari aussehen, oder was man sich unter einer Zucchiniblüte vorstellen darf. Inklusive probieren. Wir waren alle sehr entspannt. Man sagte uns ja, es werde ein ruhiger Abend werden. Schließlich war die Eröffnung erst einige Tage später geplant und ohnehin nirgends beworben. Denkste! Sobald wir alle in unseren Jeans, weißen Blusen und roten Schürzen parat standen und das Management offiziell den Startschuss fürs Teatro gegeben hatten, strömten die Gäste nur so herein. Was natürlich grandios ist.

Allerdings hatte ich noch nie mit "Ordermate", dem Computerprogramm für die Bestellungen, gearbeitet, kannte unsere Weinliste nur von einem Blatt Papier, das mal bei einem Meeting ausgeteilt wurde, hatte Mühe, die Namen der Barkeeper und aller Küchenhilfen zu erinnern. Und dann noch auf Englisch erklären, was Patatas Bravas eigentlich sind - es sind Kartoffelecken mit Tomatensauce und Aioli - oder wie der Rioja so im Abgang ist.

Ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer ich letztlich durch das Restaurant gerannt bin. Und trotzdem lächelte ich mich mit durchaus guter Laune durch den Abend. Nach 14 Stunden und 20 Minuten hatte ich Feierabend und genoss ein Glas guten Rotweins, die Befreiung meiner Füße aus den Arbeitsballerinas und ein paar Scherzereien mit meinen neuen Kollegen.

Jetzt, endlich im Bett, ist es nach 3 Uhr morgens, und ich weiß, dass um zwölf am nächsten Tag wieder ein Team-Meeting angesetzt ist. Ich soll meine Uniform mitnehmen, was wohl bedeutet, dass ich gleich danach auch wieder arbeite. Aber das ist in Ordnung. Nicht nur, weil so endlich Geld auf mein gähnend leeres Konto fließt. Sondern auch, weil ich den Job jetzt schon mag. Und seien wir mal ehrlich: Im Vergleich zu 17 Stunden Buschfeuer-Bekämpfung oder Übernachten im Swag, um bei Tagesanbruch wilde Büffel zu jagen, ist er auch ganz schön gemütlich.

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