Willkommen in Bangkok

Autos schießen vorbei, sie überholen einander, mal rechts, mal links, Vollgas, scheren wieder ein. Dazwischen Mofas, dreirädrige Tuc-Tucs. Über mir laufen Menschen, überqueren die wimmelnde Fahrbahn auf einer kleinen Brücke.

Willkommen in Bangkok
Foto: Juliane Kinast

Noch darüber rauscht der Skytrain über die Stadt. Verkehr auf drei bis vier Ebenen. Willkommen in Bangkok. Nach fast einem Jahr in Australien, dem leersten Kontinent der Welt, jetzt Übervölle.

Willkommen in Bangkok
Foto: Juliane Kinast

Mein erster Stopp in Asien überfordert mich massiv, als ich abends am Flughafen Don Mueang lande, mich mit dem Bus A1 und zwei verschiedenen Skytrain-Linien in die Stadt bastele. Ich schaffe es nur noch, mir in einer kleinen Garküche ein rotes Curry nebst Getränk für unter fünf Euro zu besorgen - dann falle ich ins Bett wie ein Stein. Um am nächsten Morgen frisch aufzuwachen und ab da erst einmal alles falsch zu machen.

Willkommen in Bangkok
Foto: Juliane Kinast

Fehler Nummer eins: Ich habe die Idee, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Das wäre schon deshalb eine ausgesprochen blöde Idee, weil in Bangkok die Entfernungen deutlich größer sind, als sie auf meinem kleinen Touri-Faltplan wirken. Aber hinzu kommt eine Temperatur weit jenseits der 30 Grad, eine Luftfeuchtigkeit, die mir das Gefühl gibt, warmes Wasser zu atmen, und eine Dunstglocke über der Millionenmentropole, durch die von der Sonne nicht mehr zu sehen ist als ein schummriger Lichtschein, vom wolkenlosen Himmel nicht mehr als verwaschenes Grau. Die Kombination aus meinem miesen Sinn für Orientierung und dem Gewirr winziger Gassen voller Verkaufsstände in Chinatown machen es nicht besser. Nach drei Stunden wackeren Marschierens stelle ich fest, dass ich im Kreis gelaufen bin. Verschwitzt, hungrig, entmutigt.

Willkommen in Bangkok
Foto: Juliane Kinast

So bin ich leichte Beute für einen Tuc-Tuc-Fahrer, der mir eine unglaubliche Tour durch die Sehenswürdigkeiten der City für umgerechnet einen Euro anbietet - um mich dann zu zwei Herrenschneidern zu chauffieren, die Maßanzüge feilbieten und den Fahrern für das Abliefern jedweder potenzieller Kundschaft Provision bieten. Selbst wenn diese an der Zielgruppe - Männer - so absolut vorbeigeht wie ich. Als ich dem Fahrer sage, ich wolle bitte wirklich keinen Maßanzug, sondern habe einfach Hunger, setzt er mich an einem Restaurant in der Mitte von Nirgendwo ab und verschwindet Es fängt an zu gewittern und aus Kübeln zu schütten. Wenigstens das Pad Thai ist gut.

Willkommen in Bangkok
Foto: Juliane Kinast

Nachdem ich in einem völlig überteuerten Tuc-Tuc zurück zum Hotel gefahren bin - der Fahrer hatte meine Not erkannt und dementsprechend draufgeschlagen - und mit Bangkok schon vollends abgeschlossen habe, kommt mein Freund aus Deutschland an. Damit der Tag auch wirklich perfekt versaut ist natürlich mit zwölf Stunden Verspätung wegen eines verpassten Anschlussfluges. Aber egal. Wiedersehen nach dreieinhalb Monaten, nach meinem weihnachtlichen Heimatbesuch. Und mit Manuel habe ich jetzt einen asienerfahrenen Reisenden an der Seite. "Ich hätte dich wohl vor den Maschen der Tuc-Tuc-Fahrer warnen sollen ...", sagt er nur mitleidig. Ja, hätte er wohl.

Aber nun lehne ich mich zurück und lasse mich geleiten durch ein paar Tage mit Thai-Massage, Patpong-Nachtmarkt, Tempelbesichtigungen, Sonnen im Lumphini-Park und natürlich Backpacker-Party an der berühmten Khao San Road. Wo Bangkok laut, europäisch und billig ist und Männer mir obszönen Schmatzlauten zu Pingpongshows einladen - auf deren Konzept ich nicht näher eingehen will, um meine Leser nicht vollkommen zu verstören. Nach drei Tagen sind wir beide froh, diesen Moloch zu verlassen. Und zur nächsten Station weiterzureisen, die ein größerer Kontrast wohl nicht sein könnte - mal wieder: Myanmar.

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