Ein Tag in Maastricht: Savoir Vivre an der Maas

In Maastricht lässt sich das Leben genießen. Restaurants und Geschäfte bieten exquisite Produkte.

Maastricht. Spätestens wenn man bemerkt, dass eine Sandale 1400 Euro kostet, weiß man, dass man sich in keinem gewöhnlichen Laden befindet. Erst recht nicht, wenn eine Limousine davor hält und der Kunde auf einen Schlag die gesamte Auslage kauft. Weit gefehlt, wer sich nun in Paris oder Mailand wähnt. Man ist in Maastricht. Das war vor noch gar nicht langer Zeit für viele Menschen kein Begriff. Maastricht, im äußersten Süden der Niederlande zwischen Belgien und Deutschland, war Provinz.

Sagt man heute Maastricht, denkt man an den Maastrichter Vertrag von 1992, die Grundlage zur Euro-Einführung. Die rückte Maastricht auf die Weltkarte, zog internationale Organisationen, Konferenzen und mit der größten europäischen Kunst-und Antiquitätenmesse Tefaf die gesamte Kunstwelt an. Die sehr guten Hochschulbedingungen lockten allein 12 000 deutsche Studenten nach Maastricht - verständlich, denn ein Tag in dem mittelalterlichen Städtchen fühlt sich wie ein Urlaubstag an.

Maastricht will Metropole sein, trotz nur 120 000 Einwohnern. Die bewegen sich mit Leichtigkeit durchs Leben, sie genießen es. Man zieht sich schick an, wenn man am Vrijthof oder am Maasboulevard in einem der Straßencafés sitzt und dem Trubel zuschaut. Man geht gerne essen, die Küche ist burgundisch geprägt. Wer mag, findet Haute Cuisine, gleich mehrere Michelin-Sterne sind vergeben. Auf den Gütern Apostelhoeve und Nekum wird sogar Wein angebaut. Es geht auch schlichter: Die leckerste Frittenbude der Stadt, Reitz am Markt, erkennt man an der langen Schlange und den Pommes in der Tüte.

Wer in Maastricht Holland sucht, ist fehl am Platz. Vielmehr passt die südlichste Großstadt der Niederlande mit seinem Savoir Vivre, dem Korbstuhlmeer, den Plätzen und Kirchen ans Mittelmeer. Letztere dienen vereinzelt gar nicht mehr als Gotteshaus: Die gotische Kruisherenkerk etwa wurde zu einem Luxushotel mit Glasaufzug im Kirchenschiff und rotem Plüsch im Altarraum. Eine Kirche in der Bonnefantenstraat dient der Universität als Hörsaal, eine andere als Disco. Und die 800 Jahre alte Dominikanerkirche ist zu einer Buchhandlung geworden, die von der britischen Zeitung "The Guardian" zur schönsten der Welt ausgerufen wurde.

Mitten in der Altstadt verkauft Kiki Niesten seit über 30 Jahren Prada und Co. in der Stokstraat. Die war in den 1950er Jahren ein heruntergekommenes Wohnviertel. Als Niesten 1979 ins Stokstraatquartier einzog, gab es gerade einmal eine Handvoll Einzelhändler. "Mitten in der Provinz eröffnete ich einen Laden mit eleganter Damenmode. Und das Konzept ging auf." Inzwischen sind die Mieten gestiegen, und die Stokstraat ist die Straße mit den angeblich teuersten Läden der Niederlande. Passantinnen stöckeln übers Kopfsteinpflaster, vorbei an den kleinen Geschäften mit feiner Wäsche, ausgefallenen Accessoires und Designermode.

Die großen Ketten sind natürlich auch schon da, und erst kürzlich öffneten zwei neue Einkaufszentren. Doch dazwischen tummeln sich originelle Läden mit flippiger Mode, die es sonst erst wieder in London oder Barcelona gibt. Freitags, wenn vor dem Rathaus Markt ist, sind viele Deutsche und Belgier in der Stadt. Auch samstags bummeln viele Besucher aus Aachen, Köln oder dem Ruhrgebiet durch die dann übervolle Innenstadt. Maastricht gilt als beste Einkaufsstadt im Königreich und als Paradies für Schuhfetischisten. Auch für Schuhe, die man bezahlen kann.

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