Alle Clubs wollen Japaner

Seit Shinji Kagawas Erfolg in Dortmund bemüht sich die Liga um Profis aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Bielefeld/Düsseldorf. Sie gelten als diszipliniert, wissbegierig, unbeschwert und erfolgreich. Und die Fußball-Bundesliga profitiert von ihnen. Japaner wie Nürnbergs Hiroshi Kiyotake ( ein Tor/vier Vorlagen), Frankfurts Takashi Inui (3/3) oder Hoffenheims Takashi Usami (2/2) sind die neuen Vorzeigekicker der Liga. Jeder Verein will jetzt seinen eigenen Japaner haben.

Hiroshi Kiyotake gilt als Offensivstratege, exzellenter Techniker und Hoffnungsträger. Doch trotz allen Lobes bleibt er japanisch bescheiden: „Ich muss mich auch bei der Mannschaft bedanken, die mich so weit nach vorne gebracht hat“, sagte er nach seinem ersten Tor für den „Club“. Nach Nürnberg gelotst wurde „Kiyo“ vom Ex-Dortmunder Shinji Kagawa. Beide spielten in Japan bei Cerezo Osaka.

Kagawa war 2010 für 350 000 Euro zum BVB gekommen, verkauft wurde er für 16 Millionen Euro an Manchester United. Sein Marktwert steigerte sich innerhalb von zwei Jahren von 2,5 auf jetzt 22 Millionen Euro. Auf ähnliche finanzielle Coups hoffen auch die acht Bundesliga-Klubs, die die insgesamt neun Spieler aus Fernost unter Vertrag haben.

„Die Lokomotive Kagawa hat Japans Spieler den Markt in Deutschland geöffnet“, sagt Volker Finke, zuletzt Sportdirektor beim 1. FC Köln und zuvor Trainer beim japanischen Spitzenklub Urawa Red Diamonds.

Horst Köppel, in der Saison 1982/1983 Trainer bei Drittligist Arminia Bielefeld, hat die höhere Nachfrage nach japanischen Spielern vorausgesehen. Er war von Februar bis Dezember 1997 Trainer bei den Urawa Red Diamonds und kannte sich in der J-League bestens aus: „Ich war mir sicher, dass die japanische Liga eine Quelle für die Bundesliga werden würde.“

Zu seiner Zeit in Bielefeld entdeckte Köppel Kazuo Ozaki, der nach Yasuhiko Okudera als zweiter Japaner in die Bundesliga gewechselt war. 1983, zur Arminia nach Bielefeld. Bis 1988 absolvierte Ozaki 119 Pflichtspiele und erzielte 18 Tore. „Einen Japaner zu verpflichten, erregte damals absolutes Aufsehen. Ein Japaner in der Bundesliga, das geht gar nicht, dachten viele. Zum Glück hat Ozaki das Gegenteil bewiesen.“ Köppel überzeugte sich vom Talent des Spielers, die Vertragsbestimmungen wurden ohne Schwierigkeiten auf Englisch am Telefon geklärt. „Der Verein hatte ja auch ein großes Interesse daran, einen Spieler nach Europa zu bringen“, sagt Köppel.

Auch Gerd Roggensack, einer von Köppels Nachfolgern auf der Bielefelder Trainerbank, erinnert sich noch genau an die spielerischen Fähigkeiten Ozakis: „Er war ein exklusiver Stürmer. Torgefährlich und gut am Ball“, berichtet der 70-Jährige.

Nebenbei wurde Ozaki auch zum ersten sogenannten „Maskenmann“ der Bundesliga, im Oktober 1984 lief er nach einem Nasenbeinbruch im Spiel gegen Schalke 04 mit einer furchterregenden Gesichtsmaske auf. Auf die Japaner könnte eine große Zukunft in der Bundesliga warten. Volker Finke: „Sie haben Disziplin, sind taktisch gut ausgebildet und topfit.“ Nur an die großen Europäer müssen sich die Japaner noch gewöhnen. Kiyotake: „Man merkt die körperliche Robustheit, und vor allem die langen Beine, die mir zu oft den Ball wegschnappen.“

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