„Alles kann passieren“: Guidetti dämpft Euphorie

München (dpa) - Plötzlich sind die Sommerspiele 2012 nah wie nie zuvor, doch vor dem Endspurt seiner Volleyball-Frauen auf das Traumziel Olympia mahnt Giovanni Guidetti zur Zurückhaltung.

„Wir haben uns eine sehr gute Ausgangslage geschaffen“, sagte der Bundestrainer nach der 3:0-Sensation gegen Turnierfavorit USA. „Aber wir haben noch sechs Spiele vor uns. Da kann alles passieren.“ Doch alles andere als drei Siege beim anstehenden Wochenende im japanischen Okayama wäre für die Frauen des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) eine bittere Überraschung.

„Olympia mit diesen Mädels, mit diesem ganzen Stab - nach fünf erfolgreichen Jahren gibt es nichts, was ich mehr will“, hatte der Bundestrainer vor dem Weltcup voller Euphorie betont. Und wie sehr Guidettis Schützlinge nach ihrem EM-Höhenflug den Sprung nach London wollen, bewiesen sie beim Weltcup bisher eindrucksvoll. Erst wurde Europameister Serbien besiegt, dann die zuvor ungeschlagene Auswahl der USA ohne Satzverlust abgefertigt. Das DVV-Team um Angelina Grün hat schlichtweg einen Lauf.

Dies hat viel mit dem unglaublich gewachsenen Selbstvertrauen zu tun. Dass das Team ganz oben mithalten kann, ahnten in der Theorie alle. Doch nun beweist es dies eben in den entscheidenden Momenten: Wie gegen die USA, als im wichtigen ersten Durchgang sieben Satzbälle abgewehrt wurden. „Wir sind keine Mannschaft mehr, die sich vornimmt, einfach nur ihre beste Leistung gegen solche Gegner abzurufen, sondern von Anfang an diese Mannschaft schlagen zu wollen und das auch zu können“, erklärt Nationalspielerin Lenka Dürr.

Überhaupt Theorie und Praxis: Guidetti hatte es vor dem Weltcup ja kommen sehen. „Theoretisch bekommen Brasilien und die USA die ersten beiden Tickets für Olympia. Dahinter spielen Deutschland, Italien, Serbien, Japan und China um Platz drei“, prophezeite er - und schränkte ein: „Theoretisch - aber bei 11 Spielen in 14 Tagen kann alles passieren.“ So kam es dann auch. Deutschland liegt deutlich über den Erwartungen, Olympiasieger Brasilien klar darunter.

Für Grün und Co. sind nun bei den vermeintlich leichten Aufgaben gegen Algerien, die Dominikanische Republik und Argentinien drei Siege Pflicht. Die Entscheidung um Olympia dürfte aber erst am Ende des Marathons fallen. „11 Matches in 14 Tagen gegen die besten Teams der Welt, dazu vier Quartierwechsel mit bis zu fünf Stunden Reise, das geht in jeder Form an die Substanz“, erinnert Guidetti. „Den Ausgang des Turniers wird sicherlich auch mitentscheiden, wer es schafft, in der Endphase noch die meisten Kräfte zu haben.“

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