Auf den Spuren der Weltmeister

Die deutsche Fußball-Nationalelf hat auf ihrem Weg zum Titel richtig Eindruck gemacht. Auch am Trainingsort in Südtirol.

Auf den Spuren der Weltmeister
Foto: Achim Muth/Vivian da Cunha

Südtirol. Ein wenig scheint es, als sei die Zeit stehen geblieben hier im Südtiroler Passeiertal seit jenen Tagen im Mai. Seit die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihr WM-Trainingslager absolvierte in den verträumten Dörfern St. Leonhard und St. Martin. Am Sportplatz an der Passer hängt auch im September noch ein Transparent: „Hier trainiert die Nationalmannschaft.“

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Foto: Achim Muth/Vivian da Cunha

Der Fußball-Weltmeister, er ist noch gegenwärtig in diesem Zipfel Südtirols, und der Bozener Manfred Call, Initiator des Trainingslagers, spricht von einer „Welle der Begeisterung“, die hier während des Turniers in Brasilien geherrscht habe. „Es hat die Leute schon stolz gemacht, ein Teil dieses Erfolges gewesen zu sein“, sagt er. Außerdem: Wir sind eher Bayern als Tiroler.“

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Foto: Achim Muth/Vivian da Cunha

Mehr als 800 000 Euro haben sich der Südtiroler Tourismusverband und die Gemeinden des Passeiertals das Trainingslager kosten lassen, sagt Rosmarie Pamer, die Bürgermeisterin von St. Martin. Allein der neue Rasen im kleinen Stadion des Oberligisten SC St. Martin schlug mit 80 000 Euro zu Buche. Es gab Diskussionen um die Kosten, die Verantwortlichen halten das Geld für gut investiert. „Die Werbung für unser Tal war unbezahlbar“, sagt Florian Fontana, der Wirt vom Martinerhof in St. Martin. „In einem wettermäßig schlechten Sommer, in dem die Tourismusregion Meran Einbußen von bis zu zehn Prozent hatte, konnten wir das Minus durch den Effekt des Trainingslagers ausgleichen.“ Für viele sei es einen Abstecher wert gewesen.

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Foto: dpa/Achim Muth

Einen Schatten auf das Trainingslager im Mai warf der schwere Unfall während einer Werbeaktion des DFB-Hauptsponsors Mercedes. Formel-1-Pilot Nico Rosberg und DTM-Fahrer Pascal Wehrlein waren mit getunten Fahrzeugen auf abgesperrten Bergstraßen unterwegs. Bei einem überraschenden Bremsmanöver erfasste der Wagen von Wehrlein, in dem auch Nationalspieler Benedikt Höwedes saß, zwei Zuschauer. Ein deutscher Tourist aus Thüringen erlitt dabei ernste Kopfverletzungen und lag mehrere Wochen im künstlichen Koma. Ein Streckenposten kam mit leichten Blessuren davon. So tragisch der Unfall auch war und „das Mitgefühl mit den Opfern groß ist“, wie Call sagt, so hat er doch auch eines: Schlagzeilen produziert.

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Foto: dpa/Achim Muth

Nach dem Aufenthalt in Südtirol reiste die Nationalelf zur WM auf die andere Seite des Atlantiks und logierte in Santo André im brasilianischen Bundesstaat Bahia. Ein Vermächtnis der Deutschen ist der Rasenplatz in der Dorfmitte, gesponsort vom DFB. Nach monatelangen Arbeiten ist das Rasenfeld fertig, nach DFB-Angaben soll es an diesem Samstag eine feierliche Übergabe geben. Erst vergangene Woche habe es zudem eine Sitzung im Ort gegeben, in der die Verantwortlichen über die Spende des DFB an die örtliche Schule berieten. Über drei Jahre gibt es jeweils 20 000 Euro. Geld, das in eine Tagesbetreuung der 72 Kinder mit Musik-, Kunst- und Englischunterricht sowie einem Mittagessen fließen soll.

Letztlich, sagt Vivian da Cunha, die seit mehr als 20 Jahren in Santo André lebt, „ist das Dorf zur Normalität zurückgekehrt“. Was die Straßenbeleuchtung und Müllabfuhr angeht, so habe sich seit der WM einiges verbessert. Aber der Reichtum ist nicht ausgebrochen. Das Turnier habe Santo André als Gastgeberort des Weltmeisters zwar rund um den Globus bekannt gemacht, „aber seitdem sind nur ein paar Touristen hier gewesen, und die waren enttäuscht, weil der Zugang zum Campo Bahia genauso kontrolliert wird wie zu den Zeiten, als die Mannschaft hier wohnte.“

Im Passeiertal indes ist ein wenig mehr Betrieb um den Weltmeister, und wenn es nach Florian Fontana geht, dem pfiffigen Wirt aus St. Martin, könnte der gerne noch ein wenig weiter gehen. Nach der WM habe es eine Diskussion darüber gegeben, ob eine Straße nach Bundestrainer Joachim Löw benannt werden könne. Joachim-Löw-Straße! „Schön wär‘s schon“, sagt Fontana, und wenn dann auch noch der Bundestrainer zur Eröffnung käme, „hei, das würde wieder einen Rummel geben“.

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