Crailsheim Merlins stemmen sich gegen Abstieg

Crailsheim (dpa) - Ohne grimmige Gegenwehr wollen sich die Crailsheim Merlins nicht aus der Basketball-Bundesliga verabschieden.

Crailsheim Merlins stemmen sich gegen Abstieg
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Der Aufsteiger aus der 33 000-Einwohner-Stadt ist zwar weiter Tabellenletzter, mit drei Siegen aus den vergangenen vier Partien nährt die Mannschaft von Trainer Ingo Enskat jedoch zumindest die leisen Hoffnungen auf ein überraschendes Happy End.

„Emotionen sind im Basketball eine ganz wichtige Sache“, erläuterte Enskat nach dem jüngsten 88:84 gegen Bayreuth. „Wir können nur dann die Spiele gewinnen, wenn wir von der Mentalität und vom Kampf her dranbleiben.“

Das ist in der Regel das Los eines Aufsteigers, der nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügt. Wie mühsam diese Saison werden würde, war den Verantwortlichen von Beginn an klar. „Uns war bewusst, dass dieses Jahr in der BBL ein sehr schwieriges werden wird, definitiv die größte Herausforderung in der gesamten Merlins-Geschichte“, bekannte Manager Martin Romig Mitte November.

Damals trennte sich der Verein nach nur einem Sieg aus neun Spielen vom damaligen Coach Willie Young, „um noch einmal neue Impulse“ zu setzen, wie Romig bemerkte. Unter dessen Nachfolger Enskat, mit dem auch in den kommenden beiden Jahren zusammengearbeitet werden soll, kamen weitere vier Siege hinzu.

Stützen der Zauber-Lehrlinge in der Offensive sind Shooting Guard Sean Mosley, der mit 13,8 Punkten im Schnitt auch treffsicherster Crailsheimer ist und ligaweit auf Position 18 rangiert, sowie Point Guard Garrett Sim, dem 13,5 Zähler pro Spiel gelingen.

In der Defensive hängt neben dem einäugigen Center Chris Otule viel vom ukrainischen Flügelspieler Andrej Agafonow ab, der eher zufällig beim Basketball landete. „Auch bei uns in der Ukraine will jedes Kind Fußball spielen. Ich war aber schon in der Grundschule sehr groß, also hat man mich ins Tor gesteckt“, erzählte der 208 Zentimeter große Athlet. In der dritten Klasse sei er schließlich für den Basketball entdeckt worden.

Dass die Merlins mit rund anderthalb Millionen Euro bei weitem keinen so üppigen Etat aufweisen wie etwa Meister FC Bayern München oder deren Dauerrivale Alba Berlin, ist als Aufsteiger aus der Basketball-Provinz wenig überraschend. Sonst gibt es aber nicht unbedingt Standortnachteile zu beklagen. Wie schwer ihm denn die Umstellung von seiner Heimatstadt Chicago auf das beschauliche Crailsheim falle, wurde der erst im Februar verpflichtete Walter Lemon Jr. gefragt. „Das ist mir eigentlich egal, ob die Stadt groß oder klein ist“, beteuerte er. „Ich bin in erster Linie auf Basketball fokussiert und gehe nicht raus auf Partys.“

Eine Riesenparty gäbe es sicher, sollte in den verbleibenden Hauptrundenpartien doch noch irgendwie der Klassenverbleib gelingen. „Wir müssen weiter ans Limit gehen, wenn wir Erfolg haben wollen. Die Mannschaft glaubt daran“, versicherte Enskat. Der Spielplan hat es jedoch ins sich. Schwere Auswärtsspiele in Berlin oder München stehen noch auf dem Programm. Am Samstag (20.30 Uhr) geht es zu Playoff-Kandidat EWE Baskets Oldenburg. Für die Merlins wird es Zeit, die Rolle als Zauber-Lehrlinge allmählich abzulegen.

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