Das merkwürdige Ende des Märchens mit dem Drachen

Quakenbrück (dpa) - Nach dem plötzlichen Ende des Basketball-Märchens in der niedersächsischen Provinz bleiben viele Fragen. Die Artland Dragons sind nicht pleite, sondern haben auf Geheiß des Hauptsponsors Günter Kollmann den Profi-Spielbetrieb eingestellt.

Das merkwürdige Ende des Märchens mit dem Drachen
Foto: dpa

Dabei glauben viele in Quakenbrück, dass es auch ohne den großen Geldgeber eine Zukunft gegeben hätte. Ganz oder gar nicht - so lässt sich die Entscheidung Kollmanns zusammenfassen. Der öffentlichkeitsscheue Textil-Unternehmer wollte wohl nicht noch mehr investieren, aber auch nicht gegen den Abstieg kämpfen. Die abgelaufene Saison war die bisher schlechteste und endete auf Platz elf.

„Ein Weiter wäre möglich“ gewesen, sagte der ehemalige Manager Marko Beens dem NDR. Sein Nachfolger Alexander Meilwes, seit 2011 Geschäftsführer und nun zuständig für die Abwicklung, wollte sich dazu nicht äußern.

Beens zeigt einerseits Verständnis für den Rückzug der Familie Kollmann, aber der langjährige Manager sagte auch: „Man schlägt ganz vielen Menschen in der Region vor den Kopf.“ In der kleinen Gemeinde im Landkreis Osnabrück mit ihren rund 13 000 Einwohnern wirkte die Nachricht wie ein Schock. Noch am Abend trafen sich enttäuschte Fans vor der Artland-Arena, die regelmäßig mit 3000 Zuschauern ausverkauft war.

„Mein Herz blutet ein bisschen“, sagte Quakenbrücks stellvertretender Bürgermeister Gerd Meinecke der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Ich glaube, die Tragweite ist vielen noch gar nicht bewusst.“ Der Fanclub-Vorsitzende Heinz Förste berichtete: „Das war ein Schock. Die Dragons und Quakenbrück kannten alle, egal, wo du auftauchtest.“

Die märchenhafte Story der vor zwölf Jahren in die 1. Liga aufgestiegenen Drachen rückte bundesweit in den Blickpunkt, als der Dorfclub 2007 im Finale der deutschen Meisterschaft stand. Ein Jahr später gewann das „Entenhausen des Basketballs“ sogar den Pokal. Noch in der Vorsaison erreichte das Team aus der kleinsten Stadt der Liga das Halbfinale. Achtmal spielte Artland im Europapokal.

Das alles war nur mit dem Geld von Kollmann möglich. Der ehemalige Jugend-Nationalspieler steckte viele Millionen in den Club. „Im Gegenwert von einer sehr, sehr netten Yacht“, wie es der langjährige Manager Beens formulierte: „Ohne ihn hätte es das Basketball-Wunder nicht gegeben.“

Rund die Hälfte des Etats von geschätzten vier Millionen Euro soll zuletzt aus dem Hause Kollmann geflossen sein. Aber mit zwei Millionen und einem neuen Hauptsponsor hätten die Dragons auch kommendes Jahr erstklassig spielen können - allerdings nicht mehr um die Playoff-Plätze.

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