Rödl in Trier mit deutschem Nachwuchs an die Spitze

Trier (dpa) - Bamberg, Ulm, Berlin - diese drei Teams hatte man vor der Saison an der Spitze der Basketball Bundesliga erwartet. Aber TBB Trier? Die Moselstädter hatte niemand auf der Rechnung.

Doch nach zehn Spieltagen haben sich die Trierer mit einer Bilanz von 7:3-Siegen oben festgesetzt und machen derzeit nicht den Eindruck, als würden sie in den kommenden Wochen nach unten durchgereicht werden. „Das Team ist im Moment sehr stabil“, sagte Trainer Henrik Rödl.

Der Europameister von 1993 ist der Garant des unerwarteten Erfolges, hat mit seiner Vision, auf junge deutsche Talente zu setzen, die richtige Nische für den Basketball-Standort gefunden. Bevor Rödl 2010 aus Berlin nach Trier wechselte, zählte der TBB zu den Skandalnudeln der BBL. 2008 hatte die Misswirtschaft den Abstieg eigentlich schon besiegelt, nur dank einer Wildcard blieb der Club in der ersten Liga.

Doch auch danach wurde es nicht ruhiger, erst als Rödl vor zweieinhalb Jahren kam, ging es bergauf. Mit seinem Konzept, Trier als erste Adresse für deutsche Nachwuchsspieler zu positionieren, überzeugte der 43-Jährige die Verantwortlichen. „Vom Budget her gehören wir immer noch zum unteren Drittel der Bundesliga. Deshalb mussten wir uns etwas Besonderes einfallen lassen“, sagte Rödl, der zuvor bei ALBA Berlin für den Nachwuchsbereich zuständig war.

„Mit jungen Spielern umgehen, das ist das, was ich am besten kann“, sagte Rödl - und führt in Trier täglich den Beweis für diese These an. Sowohl 2011 (Philip Zwiener) als auch 2012 (Maik Zirbes) kam der MIP, der Spieler mit dem größten Leistungssprung, aus Trier. „Das sind natürlich schöne Bestätigungen für unsere Arbeit hier“, sagte Rödl.

Wie bei jedem Ausbildungsverein müssen sie aber in Trier damit leben, dass ihre Leistungsträger irgendwann das Weite suchen. Zwiener nahm ein lukrativeres Angebot in Bremerhaven an, Zirbes trat beim dreimaligen Double-Gewinner Brose Baskets Bamberg die Nachfolge von Nationalmannschafts-Center Tibor Pleiß an. Rödl stand daher vor der Saison wieder einmal vor einem Neuaufbau.

Doch wie schon in der Vergangenheit bewies Rödl bei der Zusammenstellung des Kaders ein gutes Händchen. Von Bayern München wurde Nationalspieler Bastian Doreth ausgeliehen, vom College in den USA kam Mathis Mönninghoff. Zudem wurden Spieler wie Center Andreas Seiferth mehr in die Pflicht genommen. „Wir haben wieder eine gute Mannschaft, die Chemie stimmt“, sagte Rödl. Wohin der Weg in dieser Saison noch führen kann? „Damit beschäftige ich mich nicht. Wichtig ist, dass sich das Team weiter entwickelt und die Spieler immer an ihre Grenzen gehen“, sagte der TBB-Coach.

Rödls gute Arbeit in Trier bleibt natürlich nicht unbemerkt. Im vergangenen Jahr wurde er als Coach für das Allstar-Team des Südens gewählt, zudem wurde sein Name auch immer wieder genannt, wenn es um den Posten des Bundestrainers ging. „Für jeden Coach wäre es eine Ehre, einmal als Bundestrainer zu arbeiten. Im Moment konzentriere ich mich aber ausschließlich auf meine Arbeit in Trier“, sagte Rödl. Die Nachfolge von Svetislav Pesic wird er daher nicht antreten. „Ich werde morgen sicher nicht in Frankfurt sein“, sagte Rödl mit Blick auf die Vorstellung des neuen Bundestrainers an diesem Donnerstag.

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