Clippers-Besitzer Ballmer: Das Hardcore-Rumpelstilzchen

Los Angeles (dpa) - Wer Steve Ballmer in Aktion sieht, muss Angst um dessen Gesundheit haben. Der 58-Jährige mit dem leichten Bauchansatz und der Glatze trägt seine Ideen nie ruhig und bescheiden vor.

Clippers-Besitzer Ballmer: Das Hardcore-Rumpelstilzchen
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Im Gegenteil: Wenn Ballmer loslegt, wird's laut.

Den Mund weit aufgerissen, der Kopf knallrot, die Hand zur Faust geballt, schreit Ballmer ins Mikrofon. So wie am 18. August, als er im Staples Center von Los Angeles seine Antrittsrede als neuer Besitzer der L.A. Clippers aus der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA gab.

Man werde hardcore sein, brüllte Ballmer im Stile eines Marktschreiers und betonte das Wort „hardcore“ so laut, dass es zahlreiche Medien komplett in Großbuchstaben schrieben. „Er hat Energie und Energie ist gut“, sagt Trainer Doc Rivers. Spielmacher Chris Paul braucht nur ein Wort, um seinen neuen Boss zu beschreiben: „enthusiastisch.“

Vielleicht haben sie bei den Clippers tatsächlich mal einen Schreihals wie Steven Anthony Ballmer aus Detroit gebraucht. Der Club war in seiner 44-jährigen Geschichte noch nie auch nur in die Nähe eines Titels gekommen, galt als Fußabtreter der renommierten und erfolgreichen Lakers. Los Angeles ist Lala-Land, wer hier über Basketball spricht, redet von Lakers-Größen wie Kareem Abdul-Jabbar, „Magic“ Johnson oder Kobe Bryant. Die Clippers indes wurden bislang eher mit dem Adjektiv „klein“ umschrieben.

Trotz Profis wie Blake Griffin oder Chris Paul wurde der Verein landesweit erst im April so richtig wahrgenommen, als ein geheimer Videomitschnitt die rassistischen Aussagen des damaligen Besitzers Donald Sterling entlarvte. „Das ist alles Vergangenheit. Ich denke, das Beste an der ganzen Sache ist, dass es bei uns nur um die Zukunft geht. Und alle freuen sich darauf“, sagt Paul.

Auf Sterling folgt nun Rumpelstilzchen Ballmer. Er kaufte den Club für die Rekordsumme von zwei Milliarden Dollar - und ist all das, was sein 80 Jahre alter Vorgänger während seiner mehr als 30-jährigen Amtszeit nie war. Engagiert, erfolgsbesessen, elektrisierend.

„Wir werden jeden Tag besser. Und wenn uns einer umhaut, stehen wir wieder auf und werden immer und immer wiederkommen“, betont Ballmer. Der Technologie-Tycoon ist ein Businessman par excellence. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ gibt sein Vermögen mit 22,1 Mrd. Dollar an - kein Teambesitzer im nordamerikanischen Profisport hat mehr Geld. Im Februar trat Ballmer als Firmenchef bei Microsoft zurück.

Seitdem Bill Gates einige seiner Aktien des Software-Giganten veräußert hat, ist Ballmer der Mann mit den meisten Anteilen (Wert: 333 Mio. Dollar). Ballmer verheimlicht nicht, dass er kein großer Basketball-Fachmann ist. Und deshalb wolle er das Tagesgeschäft auf dem Parkett auch den entsprechenden Leuten überlassen. Nichtsdestotrotz werde er sich immer wieder zu Wort melden, kündigte Ballmer bereits an.

Er vergleicht seine Rolle mit der früher bei Microsoft und der dortigen Entwicklungs-Abteilung. Da, so Ballmer, sei er auch kein Experte gewesen. Er habe keine Software geschrieben, aber dennoch eine entscheidende Rolle gespielt.

Am Mittwoch erlebte er sein erstes Heimspiel als Teambesitzer. Die Clippers besiegten die Phoenix Suns im Test mit 108:105. Und der neue Boss ließ seinen Emotionen freien Lauf. Er saß in unmittelbarer Nähe zur Clippers-Bank, schrie, jubelte, jauchzte. „Junge, ist der laut“, schrieb die „Los Angeles Times“ tags darauf. „Mr. Ballmer ist unglaublich - er lässt jeden wissen, dass eine großartige Zeit vor uns liegt“, sagt Paul. Griffin bezeichnete Sterling als „komischen Onkel“, Ballmer hingegen sei wie ein „cooler Vater“.

Die Clippers zählen zum erweiterten Favoriten-Kreis. Das Meisterschafts-Fenster sei offen, so Paul. Steve Ballmer wird alles dafür tun, dass es sich über Jahre hinweg nicht schließt. Er hat Trainer Rivers mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet. Und er will Action und Entertainment. „Wir werden das beste Erlebnis bieten. Niemand wird härter arbeiten als wir, niemand mehr machen, um erfolgreich zu sein als die L.A. Clippers. Dafür setze ich mich ein.“

Worte wie eine Drohung. Das erste potenzielle Opfer hat Ballmer schon ausgemacht. Zum Saisonauftakt kommt mit den Oklahoma City Thunder jene Mannschaft, die die Clippers im Frühjahr in den Playoffs besiegt hatte. Ballmer sagte schon mal: „Es gibt doch nichts Schöneres, als gegen solch ein Team in die neue Saison zu starten.“

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