Beförderung: Lambertz neuer Chef-Bundestrainer

Istanbul (dpa) - Der Deutsche Schwimm-Verband hat mit einer zentralen Personalentscheidung diesmal mehr Gespür für das richtige Timing bewiesen als zuletzt häufig im Becken. Der künftige Chef-Bundestrainer Henning Lambertz bekam an seinem 42. Geburtstag am Mittwoch vom DSV die Zusage für den Job.

„Das war sicherlich eine schöne Zugabe, dann Klarheit zu haben“, sagte ein lächelnder Lambertz bei der offiziellen Vorstellung am Freitag während der Kurzbahn-WM in Istanbul. Der Essener Stützpunktrainer soll von Januar an bis mindestens Ende 2016 die DSV-Schwimmer führen.

Sowohl er als auch der Verband haben die Option, den Vertrag über Ende 2016 hinaus um weitere vier Jahren auszudehnen. „Wenn die Zusammenarbeit fruchtbringend ist, steht einer Verlängerung nichts entgegen“, sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow, dessen Vertrag bis Mitte 2013 läuft. Mit dieser Perspektive wurde eine der zentralen Forderungen von Lambertz zumindest teilweise erfüllt.

Denn der Familienvater wertet seine Aufgabe als langfristiges Projekt. „Ich sehe es realistisch und denke nicht, dass wir bei der WM 2013 mit einem Sack voll Medaillen nach Hause kommen. Ich wüsste nicht, woher das kommen sollte. Wir müssen schon eine gewisse Durststrecke überwinden“, sagte Lambertz, der sich in Istanbul auch noch dem WM-Team präsentieren wollte.

Lambertz ist seit 2008 Stützpunkttrainer in Essen und wird die dortigen Schwimmer übergangsweise bis zur deutschen Meisterschaft Ende April weiter mitbetreuen. Zuletzt waren Aktivensprecherin Dorothea Brandt und der WM-Dritte von 2011 über 200 Meter Brust, Christian vom Lehn, nach Essen gewechselt. Unter anderem führte Lambertz Weltmeister Thomas Rupprath, Daniela Samulski und Hendrik Feldwehr zu internationalen Medaillen.

„Wir haben uns sehr bewusst für Henning Lambertz entschieden. Wir denken, dass er der Richtige ist“, kommentierte DSV-Präsidentin Christa Thiel die Personalentscheidung. Vor einem Jahr hatte sich der Verband von Dirk Lange nach andauernden Querelen insbesondere um dessen Kompetenzen getrennt. Zu den Olympischen Spielen reisten die Beckenschwimmer dann ohne Cheftrainer und kehrten erstmals seit 80 Jahren ohne Medaille heim. Auch in London hatte Lambertz öffentlich seine Ambitionen erkennen lassen - die offensive Bewerbung war in der Führungsebene des DSV durchaus auf Missfallen gestoßen.

Lambertz setzt auf Überzeugungsarbeit, behält sich aber künftig die letzte Entscheidung vor - in enger Abstimmung mit dem unmittelbaren Vorgesetzten Buschkow. Er wolle kein „Ober-Guru“ sein, sondern sich mit einem Kompetenzteam umgeben, sagte Lambertz, hinter dessen Eloquenz auch ein ehrgeiziger Charakter steckt. „Es wird sicher einige geben, die auch skeptisch sind“, vermutet Lambertz. Die Schwimmer reagierten positiv. „Ich wünsche ihm alles Gute: Starke Nerven, viel Durchhaltevermögen und eine gute Zusammenarbeit“, sagte Paul Biedermann, der sich zuvor für einen ausländischen Trainer stark gemacht hatte.

Nach der Absage von Paulus Wildeboer - der dänische Nationaltrainer geht nach Australien - lief aber alles auf Lambertz zu. „Mit Henning haben wir die beste Wahl treffen können. Vielleicht kann er ja den ein oder anderen Aspekt neu einbringen. Wir haben uns gut verstanden, es wäre wichtig, wenn wir uns austauschen. Mehr als zuletzt“, ergänzte Biedermann mit Blick auf die zuletzt stets ausbaufähige Kommunikation im DSV. Auch Brustschwimmer Marco Koch, der mit dem geschassten Dirk Lange weiterarbeitete, kann sich mit dem Neuen anfreunden: „Viel schlechter als zuletzt konnte es ja nicht mehr werden bei den Großereignissen.“

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