Boll beendet China-Trip: Letzter Kick für Olympia

Hangzhou (dpa) - Bekannt und beliebt war Timo Boll in China schon vorher. Das dritte Gastspiel in der chinesischen Superliga hat die Popularität von Deutschlands Tischtennis-Star nochmals gesteigert.

So übernachtete der WM-Dritte während seines achtwöchigen Aufenthalts, der am Mittwoch mit dem Einzug seines Gastteams Zheshang Bank ins Playoff-Finale endete, in Jinan in einem Tischtennis-Hotel. „Dort gibt es Themensuites, zum Beispiel auch ein Timo-Boll- oder ein Ma-Lin-Zimmer“, berichtete der 30-Jährige auf seiner Facebook-Seite.

Das chinesische Staatsfernsehen CCTV stellte in einer längeren Dokumentation den Rekord-Europameister vor. Der kann inzwischen auch einige Brocken chinesisch sprechen und macht dies auch hin und wieder - zur Freude der Gastgeber. „Die lachen sich eigentlich immer kaputt, wenn ich was sage, weil es sich dann wohl ziemlich komisch anhört“, erklärte Boll in der Fachzeitschrift „tischtennis“. Er nahm den strapazenreichen Trip mit vielen Inlandsflügen, Spielen und hartem Training bei extrem heißen Temperaturen mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 in London gerne in Kauf.

„Dafür bin ich ja hier. Um noch einmal den letzten Kick rauszuholen. Das ist eine einmalige Chance, relativ kurzfristig vor Olympia so oft mit den Chinesen spielen und trainieren zu können“, berichtete Boll. Weil sein Team Zheshang Bank aus der Stadt Hangzhou ins Halbfinale einzog, verkürzte er den Mini-Urlaub mit Ehefrau Rodelia auf der chinesischen Ferieninsel Heinan auf fünf Tage und hängte noch eine Woche Sport mit drei spektakulären Playoff-Partien dran - zumal sein Sommer-Arbeitgeber sich nicht knauserig zeigte.

„Die Überweisung war sehr kräftig. Es war Timos Entscheidung, nach China zu gehen. Das war seit längerer Zeit geplant, und ich finde das auch in Ordnung“, erklärte Bundestrainer Jörg Roßkopf am Donnerstag. Er verfolgte die Auftritte des besten deutschen Spielers im Reich der Mitte mit kritischer Distanz. Boll erzielte eine Bilanz von acht Siegen und sechs Niederlagen, wobei sein letzter Erfolg gegen Weltmeister Zhang Jike einer verletzungsbedingten Aufgabe des Champions geschuldet war. „Das ist sehr ordentlich, aber nicht berauschend“, urteilte Roßkopf über das Abschneiden.

Nach seiner Rückkehr aus China hat Boll bis zum 28. August Zeit, ehe er ins Trainings-Programm der Nationalmannschaft einsteigt. Die hat inzwischen mit Waldläufen und Mountainbike-Fahren im Schwarzwald die konditionellen Grundlagen für die neue Saison gelegt. Auch Bolls Bundesligaclub Borussia Dortmund möchte nicht auf seinen Star verzichten. Einen richtigen Sommer-Urlaub hat die Nummer zwei der Weltrangliste im vorolympischen Jahr nicht gehabt. „Wir werden uns zusammensetzen und besprechen, welche Turniere Timo im Herbst und Winter spielen wird. Es wird für ihn eine stressige Zeit“, erklärte der Bundestrainer.

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