Abraham freut sich über die Titelverteidigung

Nürnberg (dpa) - Arthur Abraham hatte sich zur Feier des Tages schick gemacht, Mehdi Bouadla fuhr ins Krankenhaus. Die Rollen bei der WBO-Box-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht waren in Nürnberg klar verteilt.

Der glückstrahlende Sieger verteidigte seinen Titel, den er im August gewonnen hatte, zum ersten Mal und fast wie im Vorbeigehen. Der gescheiterte Herausforderer, den Ringrichter Mark Nelson in der achten Runde wegen Verletzung aus dem ungleichen Kampf genommen hatte, wurde im Trainingsanzug mit Badeschlappen in die Ambulanz chauffiert. In der siebten Runde hatte er sich einen tiefen, stark blutenden Cut am rechten Augenlid eingehandelt. Der Riss wurde mit mehreren Stichen genäht.

„Besser kann man sich ein Jahr nicht wünschen: Vier Siege, Weltmeister geworden und Titel verteidigt“, jubelte Abraham, der im Gesicht auch leicht gezeichnet war, obwohl er bis vielleicht auf die sechste alle Runden klar für sich entschieden hatte. Der bedauernswerte Bouadla, in seinem Heimatort Aulnay-sur-Bois in Teilzeit auch Bodyguard seines Bürgermeisters, war von Beginn an überfordert. Seine Mittel waren limitiert - umso mehr konnte Abraham glänzen. Der gescheiterte Herausforderer („Abraham hat stark geboxt - ich muss wegen des Ausgangs nicht vor Scham erröten“) will jetzt sein Glück in einer tieferen Gewichtsklasse versuchen.

Abraham und sein Management sind clever genug, nicht auf WM-Titel anderer Verbände zu schielen. Denn dort sitzen mit Andre Ward (USA) und Carl Forch (England) absolute Hochkaräter fest im Sattel, gegen die der in Armenien geborene Berliner beim Super-Six-Turnier bittere Niederlagen einstecken musste. Der 32-jährige Abraham bekommt es demnächst wieder mit seinem Vorgänger Robert Stieglitz zu tun, dem er im August den Titel mit einem einstimmigen Punktsieg abgenommen hatte. Beide sollen nach Auskunft des Abraham-Managers Kalle Sauerland im März oder April 2013 aufeinandertreffen. Ein Rückkampf war vor vier Monaten vereinbart worden.

Allerdings steht hinter dem Revival noch ein kleines Fragezeichen. Gegen Stieglitz, der in Nürnberg mit seinem Manager ganz brav am Ring saß, wird zur Zeit wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Der Magdeburger mit russischen Wurzeln hatte seinen Schwiegervater lebensgefährlich verletzt, als er ihn - angeblich in Notwehr - mit einem Kantholz auf den Kopf schlug. Es war der Tiefpunkt eines lange währenden Familienstreits. „Ich will der Justiz nicht vorgreifen, aber ich glaube, dass wird für Robert keine schwerwiegenden Folgen haben“, erklärte Stieglitz-Manager Ulf Steinforth zum erwarteten Ausgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen.

Im nächsten Boxkampf wartet auf Stieglitz nach Meinung des Abraham-Trainers Uli Wegner kein gutes Ende. „Diesmal sage ich nicht: Lass ihn stehen“, meinte der strenge Coach, der seinen Schützling im August fast behutsam zu einem souveränen Punktsieg dirigierte und auch diesmal zufrieden war. Im nächsten Frühjahr in Berlin soll es keine zwölf Runden dauern und der hart schlagende schlagende Abraham freut sich schon: „Innerdeutsche Duelle sind immer besonders attraktiv“.

Im Rahmen der Nürnberger WM-Veranstaltung sicherte sich der Pole und Sauerland-Schützling Mateusz Masternak den vakanten Europameisterschaftstitel im Cruisergewicht durch einen Punktsieg über den Finnen Juha Haapoja. Der Darmstädter Jack Culcay verteidigte vor 7 000 Zuschauern seinen WBA-Intercontinental-Titel im Halbmittelgewicht durch einen Sieg durch Technischen K.o. in der 5. Runde über den Franzosen Jean-Michel Hamilcaro.

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