Pianeta nach Blitz-K.o.: „Einfach dumm gelaufen“

Magdeburg (dpa) - Nach fünf Schlägen war Francesco Pianeta erstmals auf den Brettern, sein Titeltraum war noch vor Ende der ersten Runde vorbei. Der Gelsenkirchener wurde in Magdeburg von Ruslan Chagaev nach 2:57 Minuten eiskalt ausgeknockt.

Pianeta nach Blitz-K.o.: „Einfach dumm gelaufen“
Foto: dpa

„Ich habe die erste Minute verschlafen, ich kann es nicht erklären, es ist einfach dumm gelaufen. Chagaev hatte die richtige Taktik“, meinte der gebürtige Italiener mit stockender Stimme. Immer wieder musste er bei der Pressekonferenz innehalten, kämpfte mit den Tränen. Minuten nach dem Niederschlag hatte er im Seilgeviert vor 5000 Zuschauern in der Halle bekannt: „Mein Herz ist gerade gerissen.“

Da hatte selbst der abgebrühte Usbeke Mitleid. „Im Schwergewicht kann ein Schlag das schnelle Ende bringen“, meinte der in Hamburg lebende Faustkämpfer und verzichtete auf große Siegertiraden. Der 36-jährige Chagaev bleibt WBA-Weltmeister und will in vier Monaten gleich zwei Titelverteidigungen angehen. „Ruslan ist in einer Topform, so habe ich ihn in den letzten zehn Jahren nicht gesehen“, tönte sein Promoter Timur Dugazajew. Nächster Gegner ist der Amerikaner Fres Oquendo, den er bereits am 6. Juli 2014 im russischen Grosny besiegt hatte. Der Sieger bekommt es anschließend mit dem Australier Lucas Brown zu tun. „Die nächsten zwei Kämpfe finden in Deutschland statt, vielleicht in Hamburg“, meinte Dugazajew.

Der sechs Jahre jüngere ehemalige WBO-Europameister Pianeta (31 Siege/2 Niederlagen/1 Remis/17 K.o.) verpasste die historische Chance, 85 Jahre nach Max Schmeling wieder einen Schwergewichts-WM-Titel nach Deutschland zu holen. Nun muss er sogar um seine Zukunft als Profi bangen. „Ich kann noch nicht sagen, wie es bei ihm weitergeht“, meinte Promoter Ulf Steinforth vom veranstaltenden SES-Boxstall.

Pianeta war Chagaev mit 1,96 Metern zwar in der Größe und in der Reichweite deutlich überlegen, mit einem Turbostart des Gegners in der Auftaktrunde hatte er aber wohl nicht gerechnet. „Wir wollten lang boxen, das hat bis zum Moment des ersten Einschlags auch funktioniert“, meinte Steinforth und betonte: „Er wurde kalt erwischt, der linke Haken schlägt voll ein. Wenn man zu viel will, passieren solche Fehler.“ Immerhin hatte sein Schützling selbst gegen Wladimir Klitschko sechs Runden durchgehalten.

Der auf 111 Kilogramm abgespeckte Chagaev war von seinem kubanischen Trainer Pedro Diaz glänzend eingestellt und machte seinem Kampfnamen „White Tyson“ alle Ehre. Zugleich verbuchte er beim 34. Sieg seinen 21. Knockout. „Unsere Strategie ist heute voll aufgegangen. Ich habe ein komplett neues Team. Ich hatte eine super Vorbereitung. Das hat sich bewährt“, sagte Chagaev, der früher von Fritz Sdunek betreut wurde. Als WBA-Weltmeister steht er aber immer noch eine Stufe unter WBA-Superchampion Wladimir Klitschko.

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