Brasilianische WM-Dominanz: Deutsche Beach-Stars weit weg

Den Haag (dpa) - Die Niederländer waren knapp dran, bei ihrer Heim-WM in die Phalanx der Brasilianer einzubrechen. Die besten deutschen Beachvolleyballer sehen die Stars vom Zuckerhut ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro derzeit nur mit dem Fernglas.

Vor allem die Männer scheinen weit weg von der absoluten Weltspitze.

„Die Zeiten, wo deutsche Männer ständig in der Lage sind, im Halbfinale zu spielen, sind vorbei. Gerade im Männerbereich ist international sehr viel passiert. Die anderen Verbände haben unfassbar viel investiert“, erklärte Julius Brink, der nach seinem Olympiasieg 2012 in London wie sein Partner Jonas Reckermann die Karriere verletzungsbedingt beenden musste.

In den Niederlanden sah Brink als TV-Experte Weltmeistertitel für Alison und Bruno sowie Agatha und Barbara. Zum vierten Mal in der WM-Historie insgesamt und erstmals seit 2011 wieder holte Brasilien beide Titel. Insgesamt sackten die Sandwühler von der Copacabana fünf von sechs möglichen WM-Medaillen ein.

Nur das Gastgeber-Team Reinder Nummerdor und Christiaan Varenhorst hielt aufopferungsvoll dagegen, hatte im Finale sogar fünf Matchbälle, um dann doch den entscheidenden dritten Satz mit 20:22 zu verlieren. 1,5 Millioen Euro soll der niederländische Verband pro Saison in seine besten Beachvolleyballer investieren.

Deutschland holte erstmals seit 2007 keine WM-Medaille. „Das muss man auswerten“, sagte die Berlinerin Ilka Semmler, die mit ihrer Partnerin Katrin Holtwick Platz vier mitnahm und bestes der insgesamt sechs deutschen WM-Teams war. Ralf Iwan, Sportdirektor des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), sieht keine Grund für grundsätzliche Korrekturen ein Jahr vor Olympia: „Es waren bei allen Teams individuelle Situationen, wo es einfach nicht geklappt hat.“

Auffallend, dass hoch gehandelte Duos wie Karla Borger und Britta Büthe (Stuttgart) oder Laura Ludwig und Kira Walkenhorst (Hamburg) gegen Teams ausschieden, die vom Potenzial keinesfalls besser sind. „Bei den Möglichkeiten, die die deutschen Damen haben, ist es insgesamt kein gutes Resultat“, bemerkte Brink im NDR-Hörfunk. Aber in Rio rechnet er gerade mit diesen beiden Teams.

„Ich würde jetzt auch nicht alles schwarzmalen wollen. Sicher haben wir große Hoffnung bei Erdmann/Matysik. Sie haben in dieser Saison schon sensationelle Turniere gespielt. Sie sind definitiv ein Team, das es schaffen kann“, ergänzte Olympiasieger Brink. Der neunte Platz in den Niederlanden entspricht nicht den Ansprüchen der Berliner, die vor zwei Jahren in Polen noch WM-Dritter gewesen waren.

Brasilien zu stoppen ist im kommenden Jahr eine große Herausforderung für die gesamte weltweite Konkurrenz. „Das wird auf jeden Fall schwer. Das beste brasilianische Team stand nicht einmal im Halbfinale. Insgesamt ist es eine unfassbare Leistung“, sagte Brink.

Die kleine Hoffnung: Wie alle anderen Nationen dürfen auch die Olympia-Gastgeber nur mit zwei Teams pro Geschlecht antreten. „Die WM ist besser besetzt als das olympische Turnier“, betonte Ilka Semmler: „Wir haben gezeigt, dass wir vorn mitspielen können. Aber wir müssen an uns arbeiten, um auch entscheidende Spiele gewinnen zu können.“

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