Bundesliga-Coach Dieter Hecking: „Ich bin kein Kasper“

Club-Trainer Dieter Hecking über den Abstiegskampf, seine Überzeugungen und die große Familie.

Nürnberg. Bevor Dieter Hecking beim Fußball-Erstligisten 1. FC Nürnberg als neuer Cheftrainer unterschrieb, verband er mit dem Club vor allem die Erinnerung an eine 0:5-Niederlage: Als er 1993 mit dem VfB Leipzig im Frankenstadion chancenlos war, hatte Heckings Großmutter trotzdem ihre Freude. Sie hatte ihren Enkel im Fernsehen in einer Szene dem damaligen FCN-Idol Sergio Zarate hinterherhecheln sehen und sagte: "So lange am Stück habe ich Dich ja noch nie im Fernsehen erlebt." Im Interview spricht Hecking über seine Beziehung zum Club, seine Vergangenheit in Hannover und seine große Familie.

Dieter Hecking: Schön, wenn Sie das gehofft haben. Ich hätte mir das auch gewünscht. Aber es gibt nun mal Unwägbarkeiten, und deshalb gehen wir jetzt in drei brisante letzte Spieltage. Es darf doch niemanden wirklich überraschen, dass der Kampf um den Klassenerhalt bis zum Ende der Saison andauert.

Hecking: Als wir im Februar dort 0:0 gespielt hatten, waren die Bochumer hektisch darum bemüht zu betonen, dass sie damit weiter neun Punkte Vorsprung auf uns hätten. Das zeigte ihre Unsicherheit.

Hecking: Ich bin letztlich dort darüber gestolpert, dass ich den Fans aus einer Jubellaune heraus - auf Platz acht am Ende der Saison 2007/08 - durchs Megafon zugerufen habe: Nächstes Mal holen wir uns die zum Uefa-Cup-Startplatz fehlenden Punkte auch noch. Das war ein Fehler. 96-Präsident Martin Kind hat gerade erst erklärt, vielleicht sei es nicht richtig gewesen, mich gehen zu lassen. Ohne Robert Enkes Tod wäre die Elf wahrscheinlich nie so weit abgerutscht. Mir tut die Entwicklung dort weh.

Hecking: Ich hab auch drei schulpflichtige Kinder, da ist ein Umzug nicht so einfach zu bewerkstelligen. Ich bin meiner Frau ohnehin dankbar, dass sie mich nach Süddeutschland hat ziehen lassen - ich war hier vorher nie, südlichster Ort war Mannheim.

Hecking: Und alle mit einer Frau! Wir sind seit knapp 25 Jahren verheiratet, und die älteste Tochter ist 23.

Hecking: Kann man so sagen. Wo die Liebe hinfällt. Dass es mit meiner Frau so gut klappt ist für mich ein ganz großes Glück, sonst wäre der Beruf problematisch geworden.

Hecking: Dort gibt es auch nichts, na ja, eine Rheumaklinik, wenn Sie so wollen.

Hecking: Ich stamme aus Soest und einem traditionellen katholischen Umfeld, warum sollte ich mich nicht dazu bekennen? Dies heißt nicht, dass ich in die Kirche gehe und Kerzen für den Club anzünde.

Hecking: Im Süden war ich bisher eine unbekannte Größte. Aber ich glaube, dass der Name Dieter Hecking in der Branche einen guten Ruf hat, weil meine Mannschaften stets ein Gesicht hatten. Ich mag nicht unter allen Umständen ein harter Hund sein, ich bin nicht gerne der Kasper. Mein Ziel ist es, ich selbst zu bleiben, authentisch.

Hecking: In Nürnberg. Aber das ist bei meiner Matte doch egal.

Hecking: Wenn man sich den Menschen vor Ort gegenüber öffnet, kann man überall gut klarkommen. Ich wohne in Niedersachsen, bin Westfale, und das mit den Westfalen und Franken, das passt schon.

Hecking: Sie wollen mich jetzt aber nicht auf neun Punkte zum Saisonschluss festnageln? Wahrscheinlich reichen doch schon weniger Punkte.

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