Bundesliga: Der blonde Engel kehrt zurück

Bernd Schuster ist Manager Allofs’ erste Wahl auf den Trainerposten. Er soll beim VfL Wolfsburg einen Vertrag bis 2015 erhalten.

Wolfsburg. Der Interimstrainer Lorenz Günther Köstner ist Geschichte beim VfL Wolfsburg. Gestern verabschiedete sich der 60 alte Fußball-Lehrer, einen Tag nach dem 2:1-Erfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayer Leverkusen, von jedem Spieler persönlich. Köstners Weg führt zurück zur U 23, jener Mannschaft, die er nach dem Rauswurf von Felix Magath verlassen hat, um den Absturz der Profis zu stoppen. Aufgabe erfüllt.

Für die Zukunft und sportlich neue Ausrichtung der Mannschaft plant Manager Klaus Allofs aber mit einer anderen Lösung. „Es ist richtig, dass Bernd Schuster ein Kandidat ist“, sagte Wolfsburgs Geschäftsführer am Donnerstag. Vor einer möglichen Trainer-Premiere des „blonden Engels“ in der Bundesliga gebe es noch verschiedene Dinge zu klären.

Bernd Schuster selbst hatte bereits im Oktober Interesse am Wolfsburger Trainerposten bekundet. „Wolfsburg ist für mich ein interessanter Verein“, sagte er damals. Sollte er jetzt beim VfL unterschreiben, Medienberichten zufolge ist eine Verpflichtung bis 2015 vorgesehen, wäre es der erste Trainerposten des Ex-Nationalspielers bei einem deutschen Erstligisten. An Erfahrung als Trainer mangelt es dem 52-Jährigen aber nicht.

Nach Ende seiner Karriere als aktiver Profi 1997 wurde er Trainer beim Zweitligisten Fortuna Köln, dann beim 1. FC Köln, bevor es ihn ins Ausland zog. Schuster trainierte Deportivo Xerez, Schachtjor Donezk, UD Levante und ab 2005 den FC Getafe. Größter Erfolg war 2008 die spanische Meisterschaft mit Real Madrid.

Doch richtig glücklich wurde Schuster in Madrid nicht. Und er blieb seinem schon früh erworbenen Ruf als „blonder Engel“ — mit wallendem blonden Haar aber stacheliger Streitbarkeit treu. Mit seiner Meinung hinter dem Berg halten — Schusters Sache war das noch nie.

Was dem Spieler Schuster zu seinem Ruf verhalf, stand dem Trainer Schuster lange im Weg. Auf kaum einer seiner Trainerstationen hielt er es länger als zwei Jahre aus — so auch bei Real Madrid. Trotz Meistertitel entließ ihn Real in der nächsten Saison nach zwei Niederlagen in Folge und verbaler Kapitulation vor dem Erzfeind FC Barcelona im Dezember 2008.

„Wir werden versuchen, eine gute Show zu liefern, mehr können wir nicht tun“, sagte er vor dem „Clásico“ — einen Tag später war er entlassen. Zuletzt trainierte Schuster den türkischen Erstligisten Besiktas Istanbul. Statt zwei Spielzeiten blieb er weniger als ein Jahr am Bosporus. Seit Sommer 2011 ist er ohne Verein, kommentiert für Kabel 1 die Europa-League und arbeite als Fußball-Experte für die ARD.

Nun also Wolfsburg. Schon 2005 und 2010 war Schuster beim Konzern-Club im Gespräch, nun scheinen beide Seiten zueinander zu finden. Die guten Kontakte Schusters zum VfL-Aufsichtsratschef Francisco Garcia Sanz dürften bei den Verhandlungen mit Geschäftsführer Klaus Allofs hilfreich gewesen sein. Sollte er heute als neuer Wolfsburger Trainer vorgestellt werden, wäre es auch ein schönes Geburtstagsgeschenk für ihn. Am Samstag wird Bernd Schuster 53.

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