Bundesligacheck: Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä für Bayer

Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä führen bei Bayer Leverkusen ein bisher einmaliges Projekt in der Liga.

Leverkusen. Der Erfolg im Fußball kennt viele Modelle. Neuerdings streiten immer öfter die Traditionalisten mit den Modernisierern. Auf prominentester Ebene riet Bayern-Präsident Uli Hoeneß dem Bundestrainer gerade erst die schnelle Abkehr der von Joachim Löw bevorzugen flachen Hierarchie im Team.

Aber auch außerhalb von Mannschaften werden neue Wege beschritten. Beispielhaft umgesetzt bei Bayer Leverkusen — die flache Hierarchie auf der Cheftrainer-Position. Mit einer Doppellösung. Der Klub praktiziert im mittlerweile achten Monat mit dem Gespann Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski ein erfolgreiches Modell. Aus der Not geboren, weil nach der Entlassung von Robin Dutt am 31. März ein geeigneter Nachfolger fehlte.

Das bisher einmalige Projekt in der Liga wurde zunächst von allen Experten kritisch beäugt. Nach mittlerweile 17 Spielen, also eine Halbserie lang, sammelte das Duo mit der Mannschaft Saison übergreifend 32 Punkte. Das ist die Bilanz eines soliden Europa-League-Qualifikanten. Nur drei Mal verlor Leverkusen in dieser Zeit ein Ligaspiel.

Dabei hatten selbst die Bayer-Verantwortlichen zunächst noch Probleme damit, eine konkrete Arbeitsplatzbeschreibung abzugeben. Während Sportdirektor Rudi Völler Hyypiä als denjenigen nannte, „der am Ende die Entscheidungen trifft“, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, dass Lewandowski die taktische Hoheit besäße. Die beiden Betroffenen schienen sich in dieser einzigartigen Bayer-Welt etwas früher einig zu sein. Denn Teamchef Hyypiä weist die Kritik an der unklaren Rollenverteilung zurück. „Ich habe keine Erfahrung im Trainerjob. Sascha aber schon, macht viele Trainingsübungen und die Spielbesprechung. Er kann deutlicher sagen, was wir spielen sollen. Aber das heißt nicht, dass es seine Entscheidung ist. Wir entscheiden zusammen und diskutieren alles“, sagte der frühere Weltklasse-Verteidiger. Und die Spieler? „Glauben sie mir, die Mannschaft blickt da schon durch“, sagt Angreifer Stefan Kießling.

Diese ungewöhnliche Trainer-Verbindung hat offenkundig ihre klaren Regeln und Aufgabenbereiche. „Für mich stellt sich nie die Frage, wer von den beiden denn nun das Sagen hat“, sagt Holzhäuser. „Das ergibt sich in moderneren Organisationsformen, als es sie im Fußball gibt, aus der jeweiligen Situation.“

Mit einem Sieg beim FC Bayern München, dem ersten seit 23 Jahren, haben die Leverkusener einen Schritt zurück in die bundesweite sportliche Anerkennung gemacht und eine Legitimation für das Trainer-Duo geliefert.

Heute gegen den FC Schalke 04 könnte die Mannschaft weitere Argumente liefern, ob sie wieder dauerhaft zurück in den Kreis der Spitzenmannschaften gelangen kann. Hyypiä und Lewandowski werden es gemeinsam auf der Trainerbank verfolgen. „Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass auch eine derartige Konstruktion einen guten sportlichen Verlauf benötigt, will sie eine Dauerlösung werden“, sagt Holzhäuser zum Experiment.

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