BVB: Der gekrönte Kindergarten

Der BVB feiert als jüngstes Team aller Zeiten den Titel — und vor allem sich.

Dortmund. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Und die Sonntagsgazetten überboten sich bei der Formulierung von Schlagzeilen gegenseitig. „Dortmund im Gelbfieber“ war zu lesen. Oder: „Kloppo wirft sich in Schale.“ Wie wär’s mit „Jüngster Deutscher Meister aller Zeiten“?

Nur ein kleiner Auszug. Ja, der siebte Titelgewinn Borussia Dortmunds hat alle Dämme brechen lassen. Auf der Tribüne. In der Stadt. Überall, wo das Herz für den BVB schlägt, war der Tanz in den Mai schwarz-gelb. Ein modernes Märchen fand durch den 2:0 (2:0)-Erfolg gegen Nürnberg bereits nach dem 32. Spieltag seine vorzeitige Würdigung. In der Dortmunder Discothek „View“ feierten die Meister bis zum Morgengrauen, bis zum Mittwoch gab Klopp trainingsfrei.

Das Ganze war auch möglich geworden durch die perfekte Symbiose zwischen Rheinland und Ruhrpott. Der 1. FC Köln hatte durch den Sieg gegen Leverkusen Schützenhilfe geleistet. Das BVB-Volk bezog die Domstädter einfach ins Liedgut mit ein: „Erster Fußball-Club Köööööln.“

„Dieser Kindergarten ist durch die Liga genagelt, als gäbe es kein Morgen“, sagte der Satz von Jürgen Klopp alles über diese Spielzeit aus. Ab dem zehnten Spieltag standen die Westfalen an der Tabellenspitze. Spielten eine Runde fast wie im Rausch. Mit einer Mischung aus Athletik und Ästhetik. Kurz: Dortmund war über weite Strecken die Demonstration modernen Fußballs gelungen. Aki Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung. „Seit der Meisterschaft des 1. FC Kaiserslautern im Jahr 1998 ist das die größte Sensation.“

Der Torjäger Lucas Barrios war für das 1:0 verantwortlich (32.), Robert Lewandowski hatte nachgelegt (43.). Der Rest war Emotion. Mit einer unbeschreiblichen Wechselwirkung. Vom Spielfeld auf die Ränge — und umgekehrt. Der Pott wurde zum Hochdruckkessel.

Bemerkenswert ist die Geschichte des Kevin Großkreutz. „Vor zwei Jahren stand ich noch als Fan auf der Tribüne“, sagte er. Am Samstag wurde er zum Deutschen Meister — und „zum Außerirdischen“. So sah ihn Klopp. Der Akku des Rasierers hatte versagt. Aus der angekündigten Glatze war auf dem Spielfeld eine Halbglatze geworden. „Friseur“ Felipe Santana lachte, Großkreutz auch: „Der Rest kommt aber auch noch ab.“ Das Märchen in Schwarz-Gelb — es soll komplett sein.

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