Dart-WM: 16-jähriger Deutscher will auftrumpfen

London (dpa) - Wenn Max Hopp am Samstagabend seine Kopfhörer ablegt, aus denen wie vor jedem Wettkampf „Lose Yourself“ von Eminem dröhnt, schaltet er um auf Tunnelblick. In der Halle schreien, jubeln und schimpfen Tausende.

Der 16-Jährige wird das fast gar nicht wahrnehmen auf seinem Weg zur Scheibe, deren „Bullseye“ genau 1,73 Meter über dem Boden hängt. Hopp ist der jüngste von 72 Spielern bei der diesjährigen Dart-WM in London, die an diesem Freitag startet. „Eine kleine Sensation“, nennt er seine WM-Teilnahme selbst - und startet am Samstag gegen den Südafrikaner Charl Pietersen ins Turnier. Keine Frage: Die Hoffnungen der deutschen Darter, auch international Fuß zu fassen, ruhen auf dem Hessen.

Denn der miefige Geruch der Eckkneipe klebt hierzulande trotz einiger Professionalisierung noch immer am Dart - anders als in England oder auch den Niederlanden, wo Spieler sogar Kultstatus erreichen. „Natürlich ist unsere Geburtsstätte die Kneipe“, erklärt Johann Peltzer, früherer Präsident des Deutschen Dart-Verbands (DDV). Man sei aber auch in Deutschland auf dem Weg, als seriös anerkannt zu werden. Zum Durchstarten fehle noch der große Erfolg. Man bräuchte jemanden, der „das Ding“, die WM der „Professional Darts Corporation“ (PDC), einfach mal gewinnen könnte. Hopp, in der Dartszene nur „Maximiser“ genannt, sei so ein hoffnungsvolles Talent.

Fähigkeit alleine allerdings sei nicht alles - es gehöre auch viel Erfahrung dazu, sich von der großen Kulisse nicht beeindrucken zu lassen, weiß Peltzer: „Das sind die Jungs ja gar nicht gewohnt.“ Die WM wird wie in den vergangenen Jahren im Londoner Alexandra Palace ausgespielt. Im K.o.-System treten die Profis in sechs Spielrunden gegeneinander an. Es gilt, möglichst schnell genau 501 Punkte zu werfen. Besser als mit neun Würfen, dem legendären „9 Darter“, geht das nicht.

Ein solch rares Kunststück ist Max Hopp bisher zwar noch nicht gelungen, dafür hat er es schon mehrmals mit zehn Würfen geschafft. Seine Zielgenauigkeit setzte der Groß- und Außenhandelskaufmann in Ausbildung früher beim Handball ein, bis ihn eine Verletzung stoppte. Hopp sattelte auf Dart um - und mutierte zum „Maximiser“. Erst im Sommer wurde er im belgischen Antwerpen Jugend-Europameister.

Der Traum des Talents ist es, sich in der Weltspitze festzusetzen und von seinem Hobby leben zu können - die großen Favoriten beim Klassentreffen der Dart-Elite haben sich das schon mehr als erfüllt: Auf die Frage, ob er Millionär sei, soll die englische Dart-Legende Phil Taylor mal gesagt haben: „Nein, nein, ich bin Multi-Millionär.“

Unfassbare 15-mal hat „The Power“ die Weltmeisterschaft bereits gewonnen - zuletzt schwächelte er aber und musste zweimal seinem Landsmann Adrian Lewis den Vortritt lassen. Eine Zeitenwende im Dart-Universum? Nicht für Johann Peltzer: „Das kann passieren, dass er mal eine Konzentrationsschwäche hat“, wiegelt er ab - Taylor sei noch immer unerreicht und nach wie vor Top-Favorit auf den Titel.

Aber selbst der englische Superstar ist längst auf den deutschen Nachwuchs aufmerksam geworden. „Max ist außergewöhnlich“, sagte Taylor dem TV-Sender Sport1, „wer auch immer gegen ihn spielen muss, wird schlaflose Nächte haben.“ Wie der zweite Deutsche im Starterfeld, Andree Welge, muss sich der 16-Jährige aber erst durch das Duell gegen Pietersen für die Hauptrunde qualifizieren.

Unbekümmert genug ist Max Hopp für eine Überraschung auf jeden Fall. Trotzdem überwiegt seine Zurückhaltung. Nur von Gegner zu Gegner wolle er denken - weiter nicht. Schließlich könne auch schon in der Vorrunde alles vorbei sein: „Das ist für einen direkt schon wie ein Finale.“ Großspurige Ansagen hört man vom „Maximiser“ trotz großer Erwartungen nicht: „Das ist komplett nicht mein Stil.“

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