DEB: Harnos’ Erbe ist Reindls Problem

Der neue Präsident des deutschen Eishockeybundes muss erst die Altlasten seines Vorgängers aufarbeiten.

Uwe Harnos warf die Brocken, weil er als Alleinherrscher die Gefolgsleute verloren hat.

Uwe Harnos warf die Brocken, weil er als Alleinherrscher die Gefolgsleute verloren hat.

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Düsseldorf. Wie Uwe Harnos im Moment der Verkündung des Wahlergebnisses reagierte, ob er seinem Nachfolger Franz Reindl gleich gratulierte — all das ist nicht überliefert.

Franz Reindl weiß dass seine Ideen unterstützt werden.

Franz Reindl weiß dass seine Ideen unterstützt werden.

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Der seit Samstag ehemalige Präsident des Deutschen Eishockeybundes (DEB) hatte für die Mitgliederversammlung jeden ausgesperrt, der nicht zu den 55 Vereinen in den unterklassigen DEB-Ligen oder den Landesverbänden gehört. Keine Presse, keine Profis aus DEL und DEL 2. Nicht mal Reindl — nach Harnos überraschendem Rückzug einziger Bewerber aufs Präsidentenamt — durfte vor der Wahl in den Saal.

Es sagt viel aus über einen Präsidenten, dass er niemanden dabei haben will, wenn die Karten seiner sechsjährigen Amtszeit auf den Tisch gelegt werden. Wenn er im Vorfeld monatelang schweigt. Wenn er heikle Fragen zu den Finanzen oder zu seiner Doppelrolle als Präsident und Verbandsanwalt nicht vor Publikum diskutieren will.

Eine Doppelrolle, die Harnos laut „Kölner Stadtanzeiger“ 5000 Euro im Monat einbrachte. Ging es vor Gericht, gab es was extra. Und Harnos ging vor Gericht. Mehrmals mit den Zweitligisten, die sich letztlich vom DEB abspalteten und die unabhängige DEL 2 gründeten. Oder mit Ex-Bundestrainer Hans Zach.

Der DEB-Präsident sah in alledem kein Problem. Er machte einfach. Egal, wie laut die Kritik war. Egal, wie schlecht es um das deutsche Eishockey stand und steht. Durch die Misserfolge des Nationalteams seit 2010. Durch Personalentscheidungen wie die Entlassung des erfolgreichen Bundestrainers Uwe Krupp. Durch die fehlende zentrale Nachwuchsarbeit. Durch die Finanzen, die schrecklich aussehen, weil der Verband jährlich 250 000 Euro Verlust macht und den Millionengewinn der Heim-WM 2010 längst aufgebraucht hat. Durch die fehlende Zusammenarbeit mit der DEL. Durch Alleingänge wie jüngst, als er das Mehrfachspielrecht für Talente aus den Profiteams in unteren Ligen ohne Diskussion kippte und dadurch Zweit- und Oberligisten, die auf diese Spieler bauen, vor Probleme stellte.

Harnos machte immer weiter. Weil er sich mächtig fühlte. Als umtriebiger Funktionär, der nie selbst Eishockey gespielt hatte, dafür aber Posten sammelte. Der heute 53-Jährige begann 1997 beim ESV Kaufbeuren und arbeitete sich über die Verwaltung der 2. Liga in die DEB-Spitze.

Später auch in die des Weltverbandes IIHF, des Olympischen Sportbunds und der Deutschen Eislauf-Union, dem Fachverband für Eiskunstlaufen. Letzteres sicherte dem Juristen lange den Großteil seiner Macht. Sein dortiger Vorstandskollege Dieter Hillebrand ist Präsident des mächtigen Bayerischen Eissport-Verbands.

Es sind diese Geschichten und die Rufe nach einem Neuanfang, die Franz Reindl (59) veranlassten, zu kandidieren. Und einen anderen Weg einzuschlagen als Harnos, mit dem die Fans nie warm wurden — und der außerhalb des Eishockeys ein Unbekannter blieb.

Wenn er öffentlich auftrat, war er durch und durch Funktionär, benutzte Vokabeln wie „Produkt“ und „Markt“. Sätze von Franz Reindl, in denen es um die „Liebe zum Eishockey“ geht, würde Harnos nie sagen. Nun hat er selbst die Reißleine gezogen. Überraschend kündigte er vor der Wahl an, nicht mehr zu kandidieren.

Schon während der verkorksten WM in Minsk (Platz 14) habe er die Entscheidung getroffen. Aus gesundheitlichen Gründen. Das mag stimmen, aber es war vor allem der Druck. Und die Angst, nicht mehr im stillen Kämmerlein werkeln zu können.

Noch immer ist unklar, wie es finanziell genau aussieht, das abgewählte Präsidium machte selbst vor den Mitgliedern keine exakten Angaben. „Ich kenne mich nicht aus mit Veröffentlichungspflichten. Mir fehlt auch der steuerliche Sachverstand“, sagte Harnos, dessen Präsidium von den Mitgliedern nicht entlastet wurde. Harnos ist weg, Reindl übernimmt.

Für das deutsche Eishockey kann das nur gut sein.

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