Der schrille Körperkult

Unter den Trikots der EM-Spieler verbirgt sich so manches Geheimnis. Wer genau hinschaut, kann es entdecken.

Düsseldorf. Diese Aufmunterung richtet sich an all jene, die Eckbälle, Freistöße und Elfmeter schnöde finden und die eine stundenlange Debatte über 4-4-2 oder 4-3-2-1 ähnlich euphorisiert wie Einsteins Relativitätstheorie. Ihnen allen sei gesagt, es gibt doch einen (völlig fußballbefreiten) Grund, hin und wieder einen Blick auf die Europameisterschaft zu riskieren: die Spieler und ihre kunstvoll verzierten Oberkörper.

Spätestens nach dem Schlusspfiff beim Trikottausch kommen sie zum Vorschein: die großen und kleinen Tattoos und Tätowierungen, mit denen sich Europas beste Fußballer ihrer Umwelt mitteilen. Jesus- und Marienbilder stehen hoch im Kurs, chinesische, hebräische oder lateinische Schriftzeichen und Zahlen, Namen von Kindern, Eltern und Lebensgefährtinnen, wobei Letztere doch manchmal wieder mit viel Aufwand „ausradiert“ werden müssen.

„Alina“, den Namen seiner Tochter, haben wir beispielsweise auf dem Oberarm des deutschen Nationaltorhüters Tim Wiese entziffert. Das Abbild seiner nackten Ehefrau soll sich den linken Bizeps entlangschlängeln.

Bei vielen namhaften Fußballern wie Spaniens Fernando Torres oder Portugals Mittelfeldmann Raul Meireles, dessen drachengeschmückten Rücken wir nach dem gewonnenen Champions- League-Finale mit dem FC Chelsea bewundern konnten. In jedem Fall ist es interessant zu sehen, welche Themen die Kicker so beschäftigen, dass sie ihnen unter die Haut gehen.

Tiefgründigkeit beweist Spaniens Abwehrhüne Sergio Ramos, der mit den Daten 3.11 und 9.11 auf seinem Oberarm an die Terroranschläge in Madrid und New York erinnert. „Der Geist der Toten liegt in der Erinnerung der Lebenden“ (The spirit of those dead lies in the memory of those alive) ist auf seinem rechten Oberarm zu lesen.

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