Diener EM-Vierter - Auch Lebherz schwimmt zu WM-Ticket

Chartres (dpa) - Der Deutsche Schwimm-Verband beschäftigt sich weiter mit internem Zwist, unbeeindruckt davon schlug sich der Nachwuchs gegen die internationale Konkurrenz achtbar.

Christian Diener aus Cottbus verpasste am ersten Tag der Kurzbahn-Europameisterschaften in Chartres als Vierter nur knapp eine Medaille. Der 19-Jährige belegte über die 200 Meter Rücken Platz vier, schaffte aber in 1:52,47 Minuten die WM-Norm.

Als Junioren-Weltmeister über 50 Meter Rücken hat Diener über die kürzeren Strecken größere Chancen. Die Lagen-Staffel der Männer schlug über 4 x 50 Meter auf Platz vier an, wurde aber wegen eines Wechselfehler disqualifiziert. Die erst 15-jährige Margarethe Hummel (Berlin) wurde über 50 Meter Brust gute Sechste.

Der DSV besetzt die EM in diesem Jahr nur mit einem Nachwuchsteam. Medaillen sind nicht eingeplant. Frankreichs Star Yannick Agnel verfehlte beim souveränen Heimsieg über 400 Meter Freistil in 3:37,54 Minuten seinen erst vor einer Woche aufgestellten Weltrekord um mehr als fünf Sekunden.

Zum Auftakt der parallel stattfindenden deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal unterbot Yannick Lebherz die WM-Norm über 400 Meter Lagen. Der Potsdamer schlug nach 4:05,28 Minuten an und verfehlte seinen zwei Jahre alten deutschen Rekord nur um zwei Zehntelsekunden. „Das lief schon ganz gut. Den Rekord nur knapp verpasst zu haben, ist natürlich ein bisschen ärgerlich“, sagte der Titelverteidiger. Er war 2,77 Sekunden schneller als die WM-Norm.

Lebherz ist nach Britta Steffen, Paul Biedermann, Jenny Mensing, Marco Koch und Diener der sechste deutsche Schwimmer, der die Richtzeit für die WM in Istanbul (12. bis 16. Dezember) unterbot. Hingegen blieb Theresa Michalak (Halle/Saale) über 400 Meter Lagen über der Norm, hat aber über die halbe Distanz bessere Chancen.

Britta Steffens Breitseite parierte DSV-Präsidentin Christa Thiel zumindest äußerlich gelassen. „Es kann sein, dass sie teilweise nicht richtig informiert ist“, sagte die Wiesbadener Rechtsanwältin am Donnerstag der dpa als Reaktion auf ein Interview Steffens in der „Sport Bild“. Darin hatte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 der DSV-Spitze mangelnde Kompetenz, Zeitverschwendung bei notwendigen Reformen und fehlende Rückendeckung vorgeworfen. Paul Biedermann kritisierte zudem die Nachwuchsarbeit des Verbandes.

Thiel war nach außen hin bemüht, kein Öl ins Feuer zu gießen. „Die Beiden waren ja nicht so sehr erfolgreich. Zu Zeiten, wo sie das waren, hatte ich das Gefühl, dass das ein gutes Auskommen war. Wenn der Erfolg nicht mehr da ist, werden auch andere Gründe gesucht. Das ist verständlich“, sagte Thiel. „Ich bin nicht verärgert, ich kann mir vorstellen, dass der Frust tief sitzt“, fügte sie mit Blick auf eine bescheidene sportliche Bilanz Steffens seit 2011 hinzu.

Aktivensprecherin Dorothea Brandt kann Steffens Kritik teilweise nachvollziehen. Gleichzeitig nahm sie kurz vor Beginn der deutschen Kurzbahn-Meisterschaften Thiel in Schutz. „Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass Frau Dr. Thiel nicht brennt. Man muss ihr zugutehalten, dass sie hart arbeitet. Sie ist ein Workaholic“, sagte Brandt in Wuppertal.

Weiter meinte Brandt: „Ich fand es gut, dass sie das gesagt hat. Man muss so was auch sagen dürfen.“. Es sei nicht ganz von der Hand zu weisen, dass man sich nicht hundertprozentig auf den Verband verlassen könne. Das sei wegen der vielen Baustellen im Verband derzeit aber auch nicht zu erwarten. Marco Di Carli betonte, es sei klar, dass es im deutschen Schwimmen Änderungen geben müsse. „Ich habe keinen Bock, mir zwei bis vier Jahre noch mal den Arsch aufzureißen und im Verband weiß A nicht was B macht“, sagte der Frankfurter Freistil-Sprinter.

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