Doping-Untersuchungskommission rügt Freiburger Uni

Leuven (dpa) - Der Streit um die Aufklärung der Doping-Vergangenheit an der Universität Freiburg geht weiter.

In einer Pressemitteilung rügte die unabhängige Untersuchungskommission unter Leitung von Letizia Paoli die vom Hochschul-Senat erhobene Forderung nach unverzüglicher Beendigung der Arbeit. „Mit dieser Erklärung wird die Aufklärung der Doping-Vergangenheit in Freiburg massiv gefährdet“, erklärte Paoli. Sie „bedauere es sehr, dass die Universität nicht den erforderlichen langen Atem hat, um diese wichtige Aufklärungsarbeit nun in der Abschlussphase bis zum absehbaren Ende zu unterstützen“.

Die von der Kriminologin an der Universität Leuven geleitete Evaluierungskommission verwies darauf, dass eine Übergabe der rund 100 Zeitzeugenberichte wegen des Persönlichkeitsrechts und wegen einer Geheimhaltungszusage „völlig ausgeschlossen“ sei. Sie müssten bei der geforderten Beendigung der Kommissionsarbeit „in jedem Fall gelöscht werden“. Das siebenköpfige Expertengremium widersprach damit der am Vortag vom Senat verbreiteten Erklärung, wonach eine Löschung der nicht veröffentlichten Unterlagen „in dieser Allgemeinheit unzutreffend“ sei.

Kritik übte die Kommission auch am Umgang der Hochschule mit den seit langem geäußerten Beschwerden über Behinderung ihrer Arbeit. „Wir bedauern zudem, dass sich die Universität in ihrer Erklärung und entsprechenden Interviews des Rektors niemals sachlich mit dem Thema der mehrfach dokumentierten Behinderung der Kommissionsarbeit auseinandergesetzt hat“, erklärte Paoli.

Die in Italien geborene Wissenschaftlerin bemängelte auch, dass es die Universität an konkreten Vorschlägen habe missen lassen, „wie die dann abgebrochene Aufklärungsarbeit künftig professionell und unabhängig abgeschlossen werden könne“. Die von der Uni angedachte Einrichtung einer Forschungsstelle zur weiteren Aufarbeitung der Freiburger Dopingvergangenheit sei untauglich. Sie könne nur wissenschaftlich arbeiten. Klarnamen dürfe auch nur die unabhängige Kommission nennen.

Dass der schon für Mai 2014 erwartete Abschlussbericht noch nicht vorliege, führt die 2007 eingerichtete Kommission auf den Umfang der Recherchen und vor allem auf „die wiederholte Behinderung der Kommissionsarbeit, etwa durch Zurückhaltung wichtiger Akten“ und den späten Zugang zu Unterlagen zurück.

Paoli appellierte an die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, „dass sie sich für den erforderlichen ordentlichen Abschluss der Kommissionsarbeit und die Sicherstellung der Daten einsetzt“. Bauer hatte die Universität Freiburg und die Untersuchungskommission zu einem gemeinsamen Gesprächstermin im Dezember eingeladen. Im Gegensatz zu dem Freiburger Hochschulrektor Hans-Jochen Schiewer hat die Kommission das Angebot noch nicht angenommen.

In einer Pressemitteilung forderte Ministerin Bauer, dass „dieses Gespräch ohne Vorbedingungen und mit allen Beteiligten gemeinsam“ stattfinden müsse. Es müssten auch „alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft werden, wie ein möglichst großer Teil der Unterlagen auch nach Abschluss der Kommission weiter verwertet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann“.

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