DSV-Präsidentin Thiel sieht Vertragsstreit beseitigt

Berlin (dpa) - Für die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes sind die Unstimmigkeiten über ausstehende Vertragsverlängerungen der DSV-Stützpunkttrainer beseitigt. „Erst kommt die Struktur, dann das Personal dazu“, sagte Christa Thiel nach einem Gespräch am Rande des Weltcups in Berlin.

Zuvor hatte der Stützpunkttrainer von Halle/Saale, Frank Embacher, seinen Unmut über die ausbleibenden Vertragsverlängerungen bekundet. Embacher hatte sogar einen Wechsel seiner Athleten Paul Biedermann und Britta Steffen ins Ausland ins Spiel gebracht. Dieser scheint nach der vom DSV-Betriebsrat eingeleiteten Unterredung vom Tisch.

Mit Blick auf den Verbandstag mit Präsidiumsneuwahlen am 10. November und der Arbeit einer Expertenkommission vermied Thiel erneut eine konkrete öffentliche Zusage an die Trainer. Allerdings soll die Empfehlung über eine neue Struktur der Beckenschwimmer samt bislang sechs Bundesstützpunkten nun bis Ende November vorliegen.

Die Rechtsanwältin äußerte Verständnis für den Unmut der Trainer über ihre ungeklärte Vertragssituation nach 2012. Für Britta Steffen, die zu ihrem Freund Paul Biedermann nach Halle/Saale ziehen und unter dort Embacher trainieren wird, steht nach dem Gespräch ein Wechsel ins Ausland „nicht mehr zur Debatte“.

Embacher hatte zuvor über „ein paar Angebote, die noch lukrativer sind“ gesprochen. „Nicht in Halle, auch nicht in Deutschland. Man arbeitet da mit Profis zusammen, die nichts anderes als Schwimmen machen“, meinte Embacher.

Auf die Frage, ob es möglich sei, dass Steffen und Biedermann künftig im Ausland trainieren, hatte Embacher gesagt: „Das könnte bei mehreren Sportlern so passieren.“ Der DSV hatte Gespräche über neue Verträge über 2012 hinaus mit Hinweis auf arbeitsrechtliche Erfordernisse abgesagt. Zunächst soll der Verbandstag am 10. November samt Präsidiumsneuwahlen abgewartet werden. Zudem wird zum 1. Dezember ein neuer Bundestrainer gesucht.

Embacher wollte aber Klarheit und „etwas Handfestes“ bis Ende Oktober und erwartete ein Gespräch mit der DSV-Verbandsführung noch am Wochenende in Berlin. „Es ist wichtig, dass wir hier vor Ort Klartext reden“, betonte der 48-Jährige und ließ mit Blick auf berufliche Alternativen durchblicken: „Die ersten müssen sich zum 1.11. entschieden haben.“

Biedermann stellte schon mal klar: „Da, wo mein Trainer ist, da bin auch ich. Wir gehen durch dick und dünn.“ Die derzeitige Hängepartie könne nicht im Sinne des Verbandes sein. „Es wäre erstmal wichtiger, die Trainersituation zu klären, als in Frankfurt irgendwas zu diskutieren“, sagte er mit Blick auf die erste Sitzung einer vom DSV eingesetzten Expertenkommission am Freitag.

Der ebenfalls betroffene Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz meinte: „Ich verstehe beide Seiten. Es ist momentan eine sehr unglückliche und verzwickte Situation.“ Gleichzeitig forderte der Würzburger nach der Trainerauswertung des Olympia-Debakels seine Kollegen auf, „zumindest intern ehrlich zueinander sein. Wenn man sich das anhört, denkt man, man hat acht Goldmedaillen gewonnen.“

Lurz' Bruder Thomas hatte mit Silber über zehn Kilometer die einzige deutsche Schwimmermedaille der London-Spiele geholt. Für Stefan Lurz trainieren die Beckenschwimmer „Minimum fast die Hälfte zu wenig, das kann man mit Sicherheit für 90 Prozent der Mannschaft sagen. Mein Bruder trainiert das Dreifache wie die meisten Beckenschwimmer bei Olympia“, erklärte Stefan Lurz und erläuterte: „Man sollte 3000 Kilometer Minimum schwimmen im Jahr, wir haben Sportler im Olympia-Team, die bei 1000 Kilometer Jahresumfang waren.“

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