Cortina hakt Turniersieg ab - jetzt zählt Sotschi

München (dpa) - Nur an den glänzenden Augen konnte man noch ein wenig vom Stolz des Pat Cortina über seinen perfekten Einstand als Eishockey-Bundestrainer erahnen. Schnell lenkte der Italo-Kanadier nach dem souveränen Sieg beim Deutschland Cup den Fokus auf die kommenden Aufgaben.

„Wir sind noch nicht in Sotschi! Wir haben nur ein Turnier in München gewonnen. Jetzt müssen wir weiter arbeiten“, mahnte der gestrenge Coach im Hinblick auf das wichtigste Event in diesem Winter. Im Februar muss sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) für Olympia 2014 qualifizieren.

Das Ausscheidungsturnier in Bietigheim-Bissingen gegen Italien, Österreich und die Niederlande vom 7. bis 10. Februar hatte sich das DEB-Team im Mai bei der miesen WM noch unter Cortinas Vorgänger Jakob Kölliker eingebrockt. Dass das deutsche Eishockey sich mit den Außenseiter-Nationen ernsthaft noch um das Olympia-Ticket streiten muss, hatte vor Jahresfrist nach Platz vier bei der Heim-WM 2010 und Rang sieben 2011 in Bratislava niemand für möglich gehalten.

Vom katastrophalen Auftreten bei der WM im Mai in Stockholm mit dem zwölften Rang - und unter anderem nach 20 Gegentoren in nur zwei Spielen zum Abschluss - war das deutsche Team beim Neuanfang am Wochenende meilenweit entfernt. Mit einer Rückkehr zum erfolgreichen Defensivsystem unter Vor-Vor-Gänger Uwe Krupp trimmte Cortina seine Cracks wieder auf Erfolg. „Das, was im Sommer passiert ist, ist vergessen“, meinte Routinier Christoph Ullmann.

Und dies war angesichts des deutschen Auftretens bei den Siegen gegen Olympiasieger Kanada (3:2), den längst für Sotschi qualifizierten Erzrivalen Schweiz (2:0) und Vize-Weltmeister Slowakei (2:0) keine leere Phrase. Ein halbes Jahr nach dem WM-Fiasko erinnerte kaum noch etwas an den defensiven Harakiri-Auftritt in Schweden. Und das trotz zahlreicher Absagen.

Unter Cortina stört maximal nur noch ein Stürmer die Angriffsbemühungen des Gegners. Auch die riskante Manndeckung ist vergessen. „Wir haben in drei Spielen nur zwei Gegentreffer kassiert. Daran sieht man, dass wir defensiv äußerst gut gestanden haben“, sagte Stürmer Thomas Greilinger.

Alles andere als eine Qualifikation im Februar wäre angesichts der Rückkehr zu alten Tugenden gegen die schwächeren Nationen eine Katastrophe. „In Sotschi müssen wir auf jeden Fall dabei sein“, mahnte DEB-Präsident Uwe Harnos. „Das ist enorm wichtig. Allein die wirtschaftliche Komponente muss man bedenken.“ Sollte sich Deutschland tatsächlich nicht qualifizieren, würden dem DEB Fördermittel in deutlich sechsstelliger Höhe gekürzt, was den Verband empfindlich träfe.

Die Spieler sind von Cortina daher längst auf Kurs gebracht worden. Einem Nachlassen der Einstellung scheint der Italo-Kanadier in wenigen Tagen so wie einer seiner weiteren Vorgänger in noch erfolgreicheren früheren Zeiten, Hans Zach, vorgebeugt zu haben. So wie in jedem der drei Spielen binnen nur 69 Stunden der Wille tadellos war, gab sich kein Spieler mit dem Turniersieg zufrieden.

„Wir haben immer noch Potenzial nach oben“, meinte etwa Kapitän Michael Wolf und Ullmann mahnte: „Bei der Olympia-Quali wird viel gekratzt und gebissen. Im Februar gibt es nur eins: Da müssen wir jedes Spiel gewinnen.“ Aller Tiefstapelei zum Trotz: Die Zuversicht und das Selbstbewusstsein sind unter Cortina vorerst zurückgekehrt. „Nach Bietigheim können wir jetzt mit breiter Brust fahren“, sagte Wolf.

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