Die neue deutsche Welle im Eishockey

Früher bestimmten die Kanadier die DEL. Das Bild hat sich gewandelt.

Düsseldorf. Schon bei ihrer Gründung 1994 wurde die Deutsche Eishockey Liga als Ausländer-Liga verschrien. Und das Bosman-Urteil von 1995 führte dazu, dass Sportler nach Vertragsende ablösefrei den Verein wechseln und ihren Arbeitsplatz innerhalb der Europäischen Union frei wählen dürfen. „Nach Bosman sind alle Grenzen gesprengt worden, da waren nur noch drei oder vier deutsche Spieler in den Kadern“, erinnert sich DEL-Chef Gernot Tripcke.

Seit der Saison 1997/1998 ermittelt die DEL den Anteil deutscher Spieler in der Liga — und registrierte im Jahr darauf mit nur 33 Prozent den Tiefstwert. Es ist kein Zufall, dass die Nationalmannschaft in den Jahren 1999 und 2000 bei der B-WM antreten musste. „Da haben wir das Problem erkannt und die Zahl der Ausländer sukzessive heruntergeschraubt. Ich denke, dass wir jetzt eine gesunde Mischung haben“, sagt Tripcke.

Seit dieser Saison dürfen pro Partie neun Ausländer zum Einsatz kommen. Was die Verantwortlichen bei dieser Statistik allerdings gerne verschweigen: In keiner anderen Sportart werden ausländische Spieler so gerne und so häufig eingebürgert wie im deutschen Eishockey.

„Im Vergleich zu früher ist diese Praxis nicht mehr so beliebt. In den 80er-Jahren spielten zehn Deutsch-Kanadier in der Nationalmannschaft. Da hat sich niemand aufgeregt“, sagt Tripcke. Kanada sei nun mal das Mutterland des Eishockeys, viele Spieler hätten deutsche Wurzeln. Aktuell stehen bei den Clubs immer noch 36 eingebürgerte Spieler unter Vertrag.

Gute deutsche Spieler sind rar, damit begehrt und teuer. Und die gehen nach Mannheim, Hamburg, Berlin oder Köln. Tripcke gibt sich zurückhaltend: „Wir müssen aufpassen, dass die Teams sportlich einigermaßen auf Augenhöhe bleiben.“ Die Deutschen in der DEL sind jedoch nicht nur teuer — sie verfügen auch über Qualität. In der vergangenen Saison besaßen sechs der besten zehn Punktesammler einen deutschen Pass. Noch vor zehn Jahren platzierte sich kein einziger Deutscher unter den Top Ten.

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