Differenzen im deutschen Team nach Schweiz-Pleite

Prag (dpa) - Zur Abstiegsangst bei der Eishockey-WM kommen nun auch Differenzen im deutschen Team. Vor dem nächsten Hammer-Spiel am Donnerstag (20.15 Uhr) gegen den Titelfavoriten Schweden ist die Stimmung mies bei der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).

Differenzen im deutschen Team nach Schweiz-Pleite
Foto: dpa

Gegenseitige Anschuldigungen nach dem offensiven Offenbarungseid beim 0:1 gegen die Schweiz am Dienstag zeigen deutlich: Es passt einfach nicht bei dieser Weltmeisterschaft - sowohl in der Mannschaft, als auch im Trainerteam.

„Ich will es eigentlich nicht sagen, aber wir haben vier Wochen etwas trainiert und jetzt stehen wir drin und machen es anders. Das ist die Erklärung, ganz einfach“, polterte Hamburgs Stürmer Thomas Oppenheimer bemerkenswert offen nach dem zweiten torlosen WM-Spiel binnen 48 Stunden vor laufender Sport1-Kamera.

Dies war durchaus als offene Kritik vor allem am Mannheimer Block mit sechs Meisterspielern und Coach Geoff Ward als WM-Assistenten von Bundestrainer Pat Cortina zu verstehen. Ward ist beim deutschen Team für das Überzahlspiel und das Coaching der Stürmer verantwortlich, kam aber wie seine Spieler nach der gewonnenen Meisterschaft erst in der Woche vor dem Turnierbeginn hinzu.

Seitdem hapert es in der Offensive, das Verständnis auf dem Eis fehlt. Die DEB-Auswahl ist mit zwei Törchen aus drei Spielen das harmloseste Team der gesamten WM bislang. Das Überzahlspiel ist eine Katastrophe, die deutschen Spieler kommen noch nicht einmal in die Formation im gegnerischen Drittel, um überhaupt aufs Tor zu schießen.

„Sagen wir einfach mal, es ist schlecht. Das muss besser sein“, bekannte Mannheims Stürmer Kai Hospelt, der seine etwas andere Sicht der Dinge ebenfalls offen formulierte: „Natürlich trainieren wir das auch. Aber da müssen wir uns im Spiel auch dran halten. Nur wenn alle fünf das gleiche machen, kann es auch funktionieren.“

Hospelt kennt Wards Philosophie aus dem Club aus dem Effeff, die anderen Spieler wundern sich nun. „Vielleicht war es für den ein oder anderen auch zu viel, was eingefordert worden ist“, hatte Generalmanager Charly Fliegauf schon vor dem Schweiz-Spiel geäußert.

Auch ihm passt es offenbar nicht, dass Ward kurz vor dem WM-Start noch eine neue Offensivstrategie mitbrachte. „Wir haben drei Trainer da. Jeder hat so seine Philosophie, wie man Eishockey spielt. Es ist aber immer etwas unterschiedlich, wenn man eine Clubmannschaft hat, die man acht oder neun Monate betreut oder zu einer Mannschaft kommt, wo man simpel spielen muss, weil viele Spieler aus unterschiedlichen Clubs kommen“, formulierte Fliegauf ebenfalls recht deutlich.

All dies passt Chefcoach Cortina überhaupt nicht. „Wir sollten nicht anfangen, gegenseitig auf uns zu zeigen. Das wäre der Anfang vom Ende“, sagte Cortina schon nach dem Kanada-Spiel. Es könnte nun tatsächlich so kommen. Deutschland braucht Punkte gegen den Abstieg und nicht, um die vage Viertelfinal-Hoffnung am Leben zu halten.

Frankreich, gegen das Deutschland 2:1 gewonnen hatte, zog mit einem 2:0 über Österreich nach Punkten (3) wieder gleich. Gegen Lettland am Freitag (20.15 Uhr) und vor allem am Montag gegen Österreich (16.15 Uhr) drohen Zitterspiele. „Das sind die Spiele, die du natürlich unbedingt gewinnen musst“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl.

Viel zu tun also, vor allem bei der Abstimmung im Angriff. Trotzdem fiel das Training am Mittwoch aus. „Jetzt müssen wir wieder gut trainieren“, hatte Hospelt dagegen noch am Dienstag gesagt.

Es ist nicht die einzige Ungereimtheit. Routinier Christoph Ullmann, kurz vor der WM nach Mannheims Meisterschaft noch angefordert, spielt in Prag nur eine nebensächliche Rolle, obwohl auch er Wards Taktik bestens kennt. Gegen Frankreich und Kanada stand der 31-Jährige gerade einmal jeweils sechs Minuten auf dem Eis, gegen die Schweiz war er gar nicht im Kader. „Das ist eine Rolle, die ich aus dem Club nicht so kenne“, meinte Ullmann vielsagend.

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