Kölliker: „Haben unsere Ziele nicht erreicht“

Stockholm (dpa) - Fragen an Eishockey-Bundestrainer Jakob Kölliker nach der 1:8-Blamage gegen Tschechien bei der WM in Stockholm und dem Verpassen der direkten Olympia-Qualifikation.

Wie erklären Sie sich, dass sie zwei Tage nach dem 4:12-Debakel gegen Norwegen erneut so untergegangen sind?

Kölliker: „Wir haben uns viel vorgenommen. Es war natürlich schwierig, mit großem Selbstvertrauen in dieses Spiel zu gehen. Die Jungs haben sich bemüht. Aber wir kamen mit dem Tempo einfach nicht mit.“

Hat es an der nötigen Einstellung gefehlt?

Kölliker: „Das kann ich schlecht beurteilen. Das glaube ich aber nicht. Wir haben in der Defensive zu viele Fehler gemacht. Es war einfach sehr schwierig, im Spiel zu bleiben.“

Ist das Abwehrsystem zu offensiv und damit zu riskant?

Kölliker: „Das glaube ich nicht. Man kann spielen, was man will. Am Ende entscheiden die Zweikämpfe. Wir haben in der Vorbereitung und der gesamten Saison gesehen, dass das funktionieren kann. Da jetzt in die Details zu gehen, ist zu früh. Wir werden das in aller Ruhe analysieren. Dann werden wir sehen, wie es nächste Saison weitergehen.“

Einige Spieler haben angedeutet, dass das Eins-gegen-Eins-Spiel in der Verteidigung möglicherweise nicht das richtige für das deutsche Team ist. Würden Sie das weiter spielen lassen?

Kölliker: „Das Eins gegen Eins spielen praktisch alle Mannschaften hier. Das ist eine Ausführungssache und eine Frage, wie man sich auf dem Eis bemüht.“

Wie fällt Ihr WM-Fazit aus?

Kölliker: „Das ist natürlich vernichtend. Wir haben unsere Ziele nicht erreicht. Es begann schon beim Letten-Spiel. Das war schon ein kapitales Spiel. Im Turnier hätte man schon noch die Möglichkeit gehabt. Aber irgendwie zog es sich dann durch das gesamte Turnier hindurch.“

Haben Ihnen die vielen Absagen vor dem Turnier das Genick gebrochen?

Kölliker: „Nein, sicher nicht. Über Spieler, die nicht hier sind, diskutieren wir nicht. Wir haben das nie gemacht und werden das auch nicht machen. Wir sollten mit unserer Mannschaft hier fähig gewesen sein, etwas Positives zu machen.“

Sind Sie sauer auf ihre Spieler?

Kölliker: „Nein, sauer kann ich höchstens auf mich sein. Aber nicht auf die Mannschaft. Man hat gesehen, dass sie gekämpft hat. Sie wollte vieles gut machen. Sie wollten diese Punkte heute. Tschechien war einfach zu gut. Es ist sehr schade, dass man wieder so hoch verloren hat. Das ist ganz klar.“

Inwieweit sind Sie sauer auf sich?

Kölliker: „Naja, was heißt sauer? Ich bin natürlich enttäuscht. Ich fühle genau wie ein Spieler.“

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

Kölliker: „Ich werde über Pfingsten in Urlaub fahren, und dann sehen wir weiter, was diese Tage noch kommt.“

Würden sie denn weiter als Bundestrainer arbeiten?

Kölliker: „Selbstverständlich. Warum nicht?“

Und als Sportdirektor?

Kölliker: „Man wird sehen, was rauskommt. Jetzt werden die Gespräche geführt. Ich bin offen für alles. Jetzt sehen wir weiter.“

Also haben auch die hohen Niederlage Ihnen die Lust am deutschen Eishockey nicht genommen?

Kölliker: „Bestimmt nicht. Mit Niederlagen muss man umgehen können. Natürlich sind das schon mehr als Niederlagen. Das sind Schlappen. Aber das Leben geht weiter. Der Sport ist sehr kurzlebig. Das Team wird bestimmt wieder aufstehen und es kommen auch wieder bessere Zeiten auf das deutsche Eishockey zu. Obschon, die Zeiten jetzt nicht richtig schlecht sind. Die WM ist verbockt. Aber es geht jetzt weiter. Die nächste WM steht wieder vor der Tür.“

Würden Sie den Kader wieder so zusammenstellen und jeden einzelnen Spieler grundsätzlich wieder nominieren?

Kölliker: „Das müsste ich jetzt erst analysieren. Momentan schon. Es gibt keinen Grund, einen Spieler nicht zu nehmen. Wir haben hier sicher die bestmögliche Aufstellung gehabt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort