Präsidentenwahl: Der Eishockey-Machtkampf

Samstag wird der neue Präsident des DEB gewählt. Franz Reindl fordert den umstrittenen Uwe Harnos heraus — und will den Verband komplett umkrempeln.

Franz Reindl will die Nationalmannschaft in die Weltspitze führen. Foto: dpa

Franz Reindl will die Nationalmannschaft in die Weltspitze führen. Foto: dpa

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Düsseldorf. Mit der neuen und groß angekündigten Transparenz war es dann doch nicht so weit her. Egal, welcher Verein im Vorfeld der heutigen Mitgliederversammlung des Deutschen Eishockeybundes (DEB) eine Anfrage stellte. Egal, ob es um Finanzen, Konzepte oder Verträge ging. Das DEB-Präsidium hielt sich bedeckt.

Uwe Harnos ist Präsident des DEB.

Uwe Harnos ist Präsident des DEB.

Foto: Felix Heyder

Schließlich berührten all diese Fragen „Interna, die sicherlich unstreitig nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind“, lautete die Begründung des Verbands, der gleich noch mitteilte, dass die Mitgliederversammlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird.

Franz Reindl ist OK-Chef für die WM 2017.

Franz Reindl ist OK-Chef für die WM 2017.

Foto: Tobias Hase

Es geht die Angst um im Präsidium mit Uwe Harnos an der Spitze. Die Angst, dass all die Fehler der Vergangenheit ans Licht kommen. Die Angst, abgewählt zu werden. Weil die sportliche Bilanz mit den verpassten Olympischen Spielen und den Plätzen zwölf, neun und 14 bei den jüngsten drei Weltmeisterschaften verheerend ist.

Weil der DEB finanziell am Stock geht. Weil die Nachwuchsarbeit am Boden liegt. Und weil jeder Amateursport bessere Strukturen hat als das in interne Machtkämpfe verstrickte deutsche Eishockey.

Trotzdem schien es lange keine Alternative zur aktuellen Führung zu geben. Bis Ende Mai Franz Reindl seine Kandidatur bekanntgab. Der selbst erfolgreich auf dem Eis stand. Der Nationaltrainer, Sportdirektor und Generalsekretär war. Der Weltmeisterschaften organisiert. Der international bestens vernetzt ist. Der für Transparenz und Versöhnung steht. Viele sehen in Reindl den Anti-Harnos. Einen mit Stallgeruch, der emotional ist. Kein kühler Jurist.

Seitdem herrscht Aufbruchstimmung. Es gibt Online-Petitionen der Fans, die den Machtwechsel wollen. Und es gibt Ex-Nationaltrainer wie Uwe Krupp und Hans Zach, zahlreiche DEL-Manager oder NHL-Star Marcel Goc, die sich für Reindl aussprechen. Dessen Problem ist allerdings, dass all diese nicht wahlberechtigt sind. Das sind nur die Stammvereine und Landesverbände, die teils loyal zu Harnos stehen, weil sie um ihre Privilegien fürchten.

Denn Reindl will alles auf den Prüfstand stellen, hat sein Programm „Konsens, Kompetenz und Sport im Mittelpunkt“ genannt und ein Team vorgestellt, das alle vereint: Die DEL, die lange nichts mit dem DEB zu tun haben wollte, ist durch ihren Aufsichtsrat Daniel Hopp ebenso dabei wie der Nachwuchs durch Berthold Wipfler. Auf den vierten Posten sollen die Landesverbände einen Vertreter wählen. „Das Gruppierungsdenken muss aufhören. Wir können das Eishockey nur retten, wenn alle in einem Boot sitzen“, sagt Reindl.

Was wie Normalität klingt, wäre eine Kehrtwende. Die Profis in DEL und DEL 2 organisieren sich selbst. Einige Oberligen unterstehen den Landesverbänden, andere dem DEB. Reindl will, dass alle gemeinsam dafür sorgen, Deutschland langfristig in die Weltspitze zu führen.

Und was sagt Harnos? Nichts. Seit Wochen. Er lasse lieber Taten sprechen. Die erste ist, der Öffentlichkeit heute die Tür zuzuschlagen. Zu der gehört auch Reindl, der keine Funktion mehr im DEB hat und erst in den Saal darf, wenn sich die Kandidaten vorstellen. Dann wird gewählt. Offiziell nur ein Präsident. Doch es geht um mehr. Es geht um die Zukunft des deutschen Eishockeys.

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