Überall Probleme: DEB-Team spielt nur noch gegen Abstieg

Prag (dpa) - Die Spieler reden noch vom Viertelfinale, doch die Lage für das deutsche Eishockey-Team bei der WM ist bedrohlich. Die Auswahl von Bundestrainer Pat Cortina ist bislang die harmloseste Mannschaft des Turniers.

Überall Probleme: DEB-Team spielt nur noch gegen Abstieg
Foto: dpa

Am Donnerstag gegen Schweden (20.15 Uhr) wartet ein Titelfavorit.

Muss Deutschland jetzt sogar um dem Abstieg zittern?

Ja. Frankreich ist wieder punktgleich (3) mit Deutschland. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) muss noch gegen die Top-Nationen Schweden (Donnerstag) und Tschechien (Sonntag) spielen. Hinzu kommen die Partien gegen Lettland (Freitag) und Österreich (Montag). „Das sind die Spiele, die du natürlich unbedingt gewinnen musst“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl. Verliert Deutschland weiter, droht gegen Österreich (zwei Punkte) ein Zitter-Endspiel.

Wie schätzt das Team die Lage ein?

„Abgehakt ist noch gar nichts“, sagte DEB-Kapitän Michael Wolf nach dem 0:1 am Dienstag gegen die Schweiz. Dies bezog sich wohlgemerkt nicht auf den Klassenverbleib, sondern auf das Viertelfinale. Das ist aber in weiter Ferne. Die Schweiz müsste nun alle Partien verlieren und Deutschland mindestens zwei Spiele noch gewinnen. Theoretisch möglich, praktisch aber unrealistisch nach den bisherigen Leistungen.

Wo liegen die Probleme?

Überall. Mehr als 20 Spieler stehen Bundestrainer Pat Cortina nicht zur Verfügung, aus der NHL kam nur Stürmer Tobias Rieder aus Arizona. „Das ist nicht unsere bestmögliche Mannschaft, die wir hier haben“, bekannte DEB-Generalmanager Charly Fliegauf. Schon vor der WM hatte Cortina Bedenken wegen der Leistungsfähigkeit der dezimierten Abwehr. Gegen Kanada bekam das DEB-Team prompt zehn Gegentore eingeschenkt.

Dazu hapert es auch eklatant im Angriff. Nur zwei Törchen in drei Spielen und inzwischen bereits 121 Minuten ohne Treffer: Deutschland hat die schlechteste Offensive im gesamten Turnier. Hinzu kommen offenbar atmosphärische Störungen. Dies wurde nach der Schweiz-Pleite deutlich. „Wir haben einen Plan, aber da müssen sich eben auch alle dran halten“, sagte Mannheims Stürmer Kai Hospelt. Dessen Stürmerkollege Thomas Oppenheimer aus Hamburg kritisierte dagegen die Überzahltaktik, für die Hospelts Club-Trainer Geoff Ward als WM-Assistent von Bundestrainer Pat Cortina zuständig ist.

Welche Mitschuld trägtCortina?

„Der ist eine arme Sau“, meinte Ex-Nationalspieler Lorenz Funk zuletzt in der „Berliner Zeitung“. Nicht ganz zu Unrecht. Das Team ist einfach nicht besser. Mit 22 WM-Absagen hätte es kein Trainer leicht. Präsident Reindl muss sich eher die Frage gefallen lassen, warum er mit einem angeschlagenen Trainer noch zur WM fuhr: Cortinas Vertrag läuft aus, eine Verlängerung galt schon vor der WM als ausgeschlossen. Mit seinem emotionslosen Auftritt an der Bande machte sich Cortina beim 0:10 gegen Kanada aber auch angreifbar. Insgeheim werden ihm beim DEB auch einige Absagen angelastet.

Was macht Hoffnung?

Gegen die Schweiz stimmte die kämpferische Leistung. Nach dem Debakel gegen Kanada zeigte das Team eine Reaktion. Außerdem hat Deutschland in Dennis Endras und Timo Pielmeier zwei Torhüter, die schon überragende Leistungen gezeigt haben. Dies kann in den Spielen gegen Lettland un Österreich ausschlaggebend sein. Holt Frankreich zudem gegen die großen Nationen und im letzten Spiel gegen Lettland keinen Punkt mehr, bleibt es auf jeden Fall hinter Deutschland: Den direkten Vergleich hat das DEB-Team gewonnen.

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