Fährmann träumt von der WM

Schalkes Torwart über seine Chancen auf die Nationalmannschaft, über Manuel Neuer und Benotungen von Fußballern.

Ralf Fährmann ist da, wo er immer hin wollte — im Tor des FC Schalke 04.

Ralf Fährmann ist da, wo er immer hin wollte — im Tor des FC Schalke 04.

Foto: dpa

Gelsenkirchen. Viele hatten ihn längst abgeschrieben, jetzt steht er fester denn je im Tor des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Zeit für ein Gespräch.

Ralf Fährmann, was ist wahrscheinlicher: Dass Dirk Nowitzki im Sommer noch mal den NBA-Titel holt, oder dass Deutschland Fußballweltmeister wird?

Ralf Fährmann: Nowitzki muss ja erst mal unfallfrei durch die Play-offs kommen, aber für Deutschland ist es natürlich auch kein leichter Gang. Sagen wir mal so: Beides ist möglich.

Haben Sie Nowitzki schon mal spielen sehen?

Fährmann: Nein, aber diesen Sommer will ich mit Freunden in die USA fliegen, erst nach New York und dann nach Miami. Ich hoffe, dass es klappt, sich dort ein Play-off-Spiel anzuschauen.

Und wenn Sie keine Zeit haben?

Fährmann: Sie spielen auf die WM an. Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass ich nominiert werde, wäre das ein weiterer Traum, der für mich in Erfüllung geht. Ich habe jetzt erst mal Urlaub gebucht, aber ich habe auch eine Reiserücktrittsversicherung.

Hat sich mal jemand vom DFB bei Ihnen gemeldet?

Fährmann: Nein. Ich habe zwar alle Jugendnationalteams durchlaufen, aber der Letzte vom aktuellen Trainerteam, mit dem ich Kontakt hatte, war Andi Köpke. Damals spielte Jens Lehmann noch und Köpke war hier, um mit ihm zu trainieren. Dabei war ich der passive Gegenspieler.

Müssen Sie sich manchmal kneifen nach allem, was in den letzten Monaten passiert ist?

Fährmann: Es ist großartig. Ich habe, auch als ich verletzt war oder auf der Bank saß, immer davon geträumt, in der Arena ins Tor zurückzukehren. Ich komme zwar ursprünglich aus Sachsen, doch ich bin als Fußballer hier groß geworden und ein echter Schalker Junge. Ich liebe es, die A2 entlang zu kommen und den letzten Flutlichtmasten des Parkstadions zu sehen. Dann denke ich jedes Mal: „Geil, hier darfst du als Profi arbeiten!“

Wie ist das, wenn mal als Junior merkt, dass es über einem jemanden gibt, der vielleicht noch ein bisschen besser ist?

Fährmann: In der Jugend denkt man immer nur daran, in die nächste Mannschaft zu kommen. Mein Ziel war es, mal irgendwann ein Spiel in der Arena zu spielen. Ich habe jedenfalls nie gedacht: Der Manuel Neuer steht mir im Weg, den muss ich rausboxen. Manu und ich haben uns ausgesprochen gut verstanden und oft zusammen trainiert.

Der junge Oliver Kahn soll nachts absichtlich mit den Zähnen geknirscht haben, um seinem Zimmernachbarn und Konkurrenten Alexander Famulla den Nerv zu rauben.

Fährmann: Das ist dann noch die alte Schule, nicht wahr? Kollege von Oliver Kahn oder Jens Lehmann zu sein, war wahrscheinlich nicht so einfach. Vielleicht hat es da einen Wandel gegeben.

Inwiefern?

Fährmann: Ich habe den Eindruck, es gibt nicht mehr so klare Hierarchien wie früher, weniger unantastbare Spieler. Heute gibt es so viele Junge, die reindrängen, es wird viel rotiert. Dadurch wird der Einzelne ersetzbarer.

Zwischenzeitlich wurden Sie im Reserveteam in der Regionalliga eingesetzt. Dachten Sie mal daran aufzugeben?

Fährmann: Auf keinen Fall. Es gibt nichts Schlimmeres im Leben, als wenn man sich nachher vorwerfen muss, zu früh aufgegeben zu haben.

Es hieß: „Der Fährmann ist gut, aber er hat seine Nerven nicht im Griff.“

Fährmann: Das kam von den Boulevardmedien, aber ich habe es immer für Quatsch gehalten. Ich stand in Frankfurt im Abstiegskampf, mein erstes Bundesligaspiel war in Dortmund, und ich war der Nachfolger von Manuel Neuer. Bei all dem habe ich kaum Nervenschwäche gezeigt. Was also soll das?

Regt Sie das auf?

Fährmann: Eigentlich ist es mir scheißegal. Ich schau auch nicht nach den Spielen auf meine Note. Manchmal erzählt mir mein Bruder, was über mich geschrieben wird. Es ist aber besser, wenn man die Tagespresse nicht ständig verfolgt.

Als Sie im November 2013 ins Schalker Tor zurückkehrten, hatten Sie das Gefühl, es ist die letzte Chance?

Fährmann: Ich habe mich schon unter Druck gesetzt und mir gesagt: Wenn du ein Spiel bekommst, muss es gut werden.

Sie haben das Interesse anderer Clubs geweckt, unter anderem von Atlético Madrid.

Fährmann: Ich habe mit meinem Berater abgesprochen, dass ich mich im Moment auf meine Leistung konzentriere. Im Sommer kann man dann mal über alles reden. Dann wird es bestimmt auch Gespräche mit Schalke geben, weil mein Vertrag in einem Jahr ausläuft. Aber im Moment genieße ich es jeden Tag, hier im Tor zu stehen.

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