Der andere Schumacher: „Wochenende im Kart genießen“

Berlin (dpa) - Der Ort hat irgendwie Symbolcharakter. Inmitten von Pulten mit unzähligen Knöpfen und Schaltern des Kraftwerks Mitte in Berlin sitzt Michael Schumacher. Der Formel-1-Rekordweltmeister präsentiert eine neue, nach ihm benannte und von ihm mit entworfene Uhr eines Sponsors.

Die aktive Zeit mit den sieben WM-Titeln, für die sieben Sterne das noble Gehäuse zieren, läuft ab. Schumacher, der erfolgreichste Pilot in der Geschichte der Königsklasse, hat aber keine Probleme, den Schalter in gut vier Wochen endgültig umzulegen.

„Mir fällt es leicht, ein Wochenende ins Kart zu springen, und es einfach zu genießen“, sagt Schumacher. Ab und zu wird er aber auch auf noch weniger PS umsteigen: Ehefrau Corinna, begeisterte Westernreiterin mit eigener Ranch, hat bereits ein Pferd ausgesucht. Am Abend in Berlin erinnern höchstens die Stiefel im Krokoleder-Look an einen Cowboy.

Da sitzt er und zeigt eine andere Seite als die des Formel-1-Fahrers. Statt Rennoverall gibt sich Schumacher sportlich-schick. Schwarze Hose, weißes Hemd, weit aufgeknöpft, mit trendigem Schal. Dazu noch eine schwarze Jacke, am einen Handgelenk die neue Uhr mit seinem Namen, am anderen glitzert ein Armband.

Schumacher ist entspannt, Schumacher ist gut gelaunt, Schumacher scherzt. „Darf ich die erste Frage erstmal beantworten? Sie wissen ja, mein Alter“, sagt er zu einem der Medienvertreter, der gleich zwei Sachen auf einmal wissen wollte. Am 3. Januar wird Schumacher 44 Jahre alt.

Was er als 44-Jähriger so machen wird, weiß er noch immer nicht wirklich. „Mein Leben danach? Ich habe so viele Möglichkeiten, was ich tun könnte, aber ich denke jetzt nicht daran“, sagt Schumacher. Und er sagt es mit Überzeugung.

Die lange Zeit der Zweifelns ist vorbei, seitdem erst Mercedes das Ende der Zusammenarbeit erklärt und Schumacher selbst wenige Tage später seinen Rücktritt nach dieser Saison ankündigt hatte.

Er selbst gibt zum ehrgeizigen Dreijahres-Projekt mit dem deutschen Autobauer unumwunden zu: „Wir sind gescheitert.“ An diesem Fazit werden auch die letzten Formel-1-Dienstreisen nach Indien, Abu Dhabi, Austin im US-Bundesstaat Texas und Brasilien nichts mehr ändern.

Dass er nach 308 Grand Prix weltweit mit 91 Siegen und 155 Podiumsplätzen sowie 68 Pole Positionen - und der Pole-Zeit in diesem Jahr im glamourösen Monaco - demnächst nur noch am Genfer See den PS-Ruhestand genießt, ist allerdings nicht vorstellbar. Auch für Schumacher selbst: „Ich habe immer international gearbeitet, und das wird auch so bleiben.“

Denn Schumacher ist längst eine Marke. Selbst in Zeiten, in denen er nicht gewinnt, in denen er in einem nicht siegfähigen und oft auch zickigen Silberpfeil gerade mal um einen Platz in den Top Ten kämpfen muss, in denen er sich selbst auch peinliche Patzer leistet, bleibt die Ikone der Formel 1 ein Werbeträger par excellence.

Denn Schumacher kann auch anders, als nur Gas zu geben. Leidenschaftlich parliert er er über Uhren und Uhrwerke. Beim Small-Talk auf dem Roten Teppich macht er eine gute Figur. Schumacher ist fix in einen eleganten Anzug geschlüpft.

Dass er ein Racer sei, 100 Prozent bis zum Ende kämpfe, sei nur eine Seite seines Charakters, erklärt der Champion, der sportlich im zweiten Teil seiner Karriere kaum etwas gewann. In der Öffentlichkeit aber mit seiner anderen, rheinländisch-lockeren und sympathischen Seite immer wieder punktete.

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