Ecclestone bleibt gelassen: 82. Geburtstag steht bevor

Greater Noida (dpa) - Seinen 82. Geburtstag will sich Bernie Ecclestone auch von der Schadensersatz-Forderung aus München von über 400 Millionen Euro nicht verderben lassen. Der Formel-1-Chef macht im Fahrerlager auf Business as usual: Reden, Händeschütteln und fotografieren lassen.

Auch zwei Tage vor seinem Ehrentag war das auf dem Buddh International Circuit in Greater Noida nicht anders. Sonderlich beeindruckt scheint der Brite, der seit über vier Jahrzehnten die Formel 1 lenkt, nicht von der Forderung der BayernLB. 66 Millionen Dollar wollte die Landesbank seit längerem von Ecclestone. Das war die Summe, die der verurteilte Ex-Vorstand Gerhard Gribkowsky dem Geschäftsführer der Königsklasse als Provision beim Verkauf der Formel 1 an die Investmentfirma CVC gegeben hatte. Zwei Drittel davon waren an den Banker wiederzurückgeflossen.

Nun aber will die BayernLB über 400 Millionen Dollar als Schadenersatz. „Sie haben unsere Anwälte in Deutschland gefragt“, erzählte Ecclestone. „Sie haben gesagt: Könnten wir die 400 Millionen zurückbekommen? Ich habe nicht geantwortet.“ Auf die Frage, ob er gegebenenfalls vor Gericht ziehen würde, entgegnete Ecclestone: „Yeah, absolut.“

Im Juni war sein einstiger Geschäftspartner Gribkowsky vor dem Landgericht München unter anderem wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Um die drohende Anklage gegen ihn selbst abzuwehren, will Ecclestone laut einem Bericht der „Süddeutsche Zeitung“ (Freitag) erneut nach München kommen, um sich dort vernehmen zu lassen. Zweimal wurde er dort bereits befragt. Ecclestone beteuert stets seine Unschuld und gibt an, erpresst worden zu sein.

Die Münchner Staatsanwaltschaft hat Ecclestone nach eigenen Angaben nicht aufgefordert, zu einer Vernehmung zu kommen. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch sagte am Freitag, die Staatsanwaltschaft habe Ecclestone ihre Ermittlungsergebnisse übermittelt, und er habe eine Stellungnahme zurückgeschickt. Die Ermittler prüften jetzt, ob sie noch Fragen an ihn haben oder weitere Ermittlungen notwendig sind. Ob Ecclestone angeboten hat, sich in München vernehmen zu lassen, sagte der Staatsanwalt nicht. Auch Ecclestones Verteidiger hüllte sich in Schweigen.

Sollte es zur Anklage kommen, könnte die Formel-1-Ära des am 28. Oktober 1930 in Ipswich als Sohn einer Arbeiterfamilie geborenen Bernard Charles Ecclestone vorbei sein. Darauf will angeblich der deutsche Autobauer Mercedes drängen.

Unter Ecclestones wahrlich nicht immer unumstrittenen und herrschaftlichen Führung wandelte sich die Königsklasse des Motorsports zu einem weltweit operierenden und Milliarden umsetzenden Geschäft. Am Rande des Indien-Grand-Prix machte er den indischen Formel-1-Fans gleich mal Hoffnungen auf ein zweites Rennen in einer Saison - in drei oder vier Jahren.

Ecclestone hält sein Business immer am Laufen, Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Schon als kleiner Bub in der Schule hatte er für das alles einen Spürsinn entwickelt. Später verkaufte Ecclestone gebrauchte Motorräder, versuchte sich selbst - allerdings erfolglos - als Formel-1-Fahrer, managte Piloten und kaufte schließlich die TV- und Vermarktungsrechte. Seitdem lenkt Ecclestone die Formel 1 und wurde zum Multi-Milliardär. Mal eben über 400 Millionen Dollar will aber auch er nicht locker machen.

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