Feierbiest der Formel 1: Das Phänomen Räikkönen

Berlin (dpa) - Noch ist nicht überliefert, ob Kimi Räikkönens Feierlichkeiten weiter andauern. „Solange ich es schaffe, zum nächsten Rennen zu kommen, ist das Team glücklich“, hatte der Finne nach seinem Formel-1-Sieg in Abu Dhabi angekündigt.

Anschließend versuchte er beim Gruppenfoto mit seinem Team eine Flasche Bier hinter seinem Bein zu verstecken. „Wie man feiert, weiß schließlich niemand besser als Kimi“, hatte auch WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel mit süffisantem Grinsen festgestellt.

Räikkönen und Vettel verstehen sich bestens. Eine Zeit lang waren die beiden praktisch Nachbarn in ihrer Schweizer Wahlheimat. Räikkönen lehrte Vettel auch die ein oder andere finnische Vokabel. Und doch könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein. Vettel tauscht sich mit seinen Ingenieuren via Boxenfunk aus, Räikkönen will einfach nur seine Ruhe. Reden ist bei dem Finnen nicht mal Silber, solange es um die Formel 1 geht.

„Sie wollen einem ja nur helfen, aber wenn man einem dieselben Sachen zweimal in einer Minute erzählt: Ich bin ja nicht so dumm, dass ich mich nicht erinnere, was ich mache“, meinte Räikkönen nach seinem Sieg in Abu Dhabi, dem 19. in seiner Karriere, dem ersten seit über drei Jahren und damit auch dem Premierenerfolg nach seiner Rückkehr in die Formel 1 zur laufenden Saison.

Lotus wagte es und verpflichtete den für seine verbale Unergiebigkeit bekannten „Iceman“. „Als ich ihn das erste Mal getroffen und mit ihm zwei Stunden in meinem Büro gesprochen habe, konnte man schon deutlich sehen, dass dieser Kerl nicht glücklich war“, erinnerte sich Teamchef Eric Boullier bei „autosport.com“. „Das was Kimi genießt, ist Rennen zu fahren und zu siegen.“

Mit den Erfolgen haperte es bei Räikkönens Rallye-Ausflug. Nach zwei Jahren kehrte der Formel-1-Weltmeister von 2007 wieder auf die Bühne der Motorsport-Königsklasse zurück. Und dürfte seine Comeback-Saison aller Voraussicht nach als WM-Dritter abschließen. Davon konnte Rekordweltmeister Michael Schumacher in seinem Mercedes nicht mal träumen.

Räikkönen war nach Schumachers erstem Rücktritt der neue Ferrari-Star geworden. In seinem zweiten Jahr bei der Scuderia wurde der mittlerweile 33-Jährige prompt Weltmeister. Nach weiteren zwei Jahren musste der für Sponsoren eher inkompatible Räikkönen seinen Platz für Fernando Alonso räumen. In einem Interview mit der spanischen Sportzeitung „Marca“ bezeichnete der Finne seinen Abschied als „Befreiung“.

Sein Sieg in Abu Dhabi, den er zuerst nur mit Rosenwasser auf dem Podest feiern konnte, dürfte es ebenfalls gewesen sein. Zumal der Finne damit vor dem nächsten Rennen in Austin auch noch die Schnapszahl von 777 Punkten in seiner Karriere erreichte.

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