Ferrari-Schuldbekenntnis schwacher Trost für Alonso

Berlin (dpa) - In den Stunden der Niederlage blieb Fernando Alonso wieder nur die Hoffnung aufs nächste Jahr. Die Lobeshymnen für eine furiose F1-Saison und die Entschuldigung von Ferrari für ein zu langsames Auto trösteten den Spanier kaum über den zum dritten Mal im Finale verpassten Titel hinweg.

„Wenn man kein Gold hat, gewinnt Silber an Wert“, philosophierte Alonso nach dem Drama von Sao Paulo via Twitter. Mit müdem Blick und belegter Stimme versicherte er immer wieder tapfer: „Ich bin stolz und glücklich. Es war eine Traumsaison.“

Und doch nagte das erneute Scheitern sichtlich am Asturier. Nach 2007 und 2010 musste Alonso nach dem Finale wieder einem anderen zum WM-Triumph gratulieren. Lächerliche drei Punkte fehlten diesmal auf Sebastian Vettel. Nach dem Rennen zwang sich Alonso zu einer fairen Umarmung für den Deutschen, eine Spitze aber konnte er sich nicht verkneifen. „Wir haben vielleicht nicht die meisten Punkte geholt, aber dafür jedermanns Respekt gewonnen. Und Fans und Kollegen sind sich einig, wer dieses Jahr der Beste war“, sagte Alonso.

In der Tat feierten Tifosi und Landsleute ihren Helden Alonso und richteten ihren Zorn auf Ferrari. „Fernando hat sich nichts vorzuwerfen. Nicht er, vielmehr Ferrari hat die WM verloren, weil es Alonso nach Monza kein Siegerauto mehr stellen konnte“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Das Sportblatt „As“ stellte fest: „Wir Spanier können auf Fernando Alonso stolz sein.“ Und der italienische „Tuttosport“ forderte: „Gebt ihm endlich ein ordentliches Auto!“

Zerknirscht bekannte sich die Ferrari-Teamführung zu ihrer Schuld und bat Alonso um Verzeihung. „Wir können den Fakt nicht ignorieren, dass wir nicht in der Lage waren, ihm ein schnelleres Auto zu geben. Das ist uns teuer zu stehen gekommen“, sagte Teamchef Stefano Domenicali. Zum Verhängnis seien dem Doppelchampion letztlich die zwei unverschuldeten Unfälle in Spa und Suzuka geworden.

Davor hatte der 31-Jährige mit phänomenalen Steuerkünsten die WM-Führung erobert und Widersacher Vettel sogar 44 Punkte hinter sich gelassen. Im Herbst aber reichte selbst Alonsos Magie nicht mehr, um die Schwäche seines F2012 zu kaschieren und Vettels Ansturm abzuwehren. Und so blieb die einst als Traumehe mit Erfolgsgarantie bejubelte Partnerschaft Alonso/Ferrari auch im dritten gemeinsamen Jahr ohne Titel. „Dieses Talent sollte man nicht vergeuden“, zürnte der „Corriere dello Sport“.

Teamchef Domenicali weiß längst, was die Stunde geschlagen hat. Nach der Pleite im Finale 2010 in Abu Dhabi rollten Köpfe. „Wir stehen in der Schuld unserer Fahrer, und diese Schuld wollen wir so schnell wie möglich tilgen“, sagte der Italiener.

Ferrari-Chef Luca di Montezemolo will ein erneutes Scheitern im kommenden Jahr nicht dulden. „Wir müssen uns sofort auf die nächste Saison konzentrieren. Wir müssen vom Start weg ein Auto haben, das im höchsten Maß konkurrenzfähig ist“, forderte Montezemolo. Das ist ganz im Sinne von Alonso. Und doch warnte der Routinier sein Team vor Übereifer: „Ungeduld verhindert, dass die Dinge ihren Zauber entfalten.“ Lange aber können weder Alonso noch Ferrari auf den nächsten Titelzauber warten.

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