Formel 1 auf dem Ring: Ecclestones Zugeständnisse

Nürburgring (dpa) - Bernie Ecclestone will im Millionen-Poker um die Formel-1-Zukunft auf dem Nürburgring Zugeständnisse machen. „Ich bin bereit, denselben Vertrag hier zu machen, wie wir ihn in Ungarn haben“, sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Zahlen nannte der Formel-1-Geschäftsführer nicht, deutete aber einen Zehnjahreskontrakt weiterhin im Wechsel mit dem Hockenheimring an. Zu günstigen Konditionen - aus Ecclestones Sicht. „Sie müssten hier eigentlich viel mehr zahlen als Ungarn“, sagte er beim Großen Preis von Deutschland. Der bisherige Vertrag der Nürburgring-Betreiber mit Ecclestones Formula One Management läuft aus.

„Das ist ein hilfreicher Ansatz“, sagte Karl-Josef Schmidt von der Geschäftsführung des Nürburgrings der dpa. „Das zeigt, dass beide Positionen aufeinanderzugehen“, meinte der Manager, der einst schon das Formel-1-Aus des Hockenheimrings zusammen mit Ecclestone verhindert hatte. Die Strecke in Nordbaden ist im kommenden Jahr Austragungsort des Deutschland-Rennens.

Vorstellen könne er sich die Formel 1 auch ohne deutschen Grand Prix, räumte Ecclestone ein. Aber: „Wir wollen es nicht. Das ist das Letzte, was wir wollen“, betonte der Brite. Nicht nur, dass Deutschland zum Kernmarkt in Europa für die Formel 1 zählt - mit sechs Fahrern stellt Deutschland auch ein Viertel des Fahrerfeldes - darunter den amtierenden Weltmeister Sebastian Vettel und den Rekordchampion Michael Schumacher, nach dem sogar eine Kurve auf dem Nürburgring benannt ist.

Wie die Zugeständnisse genau aussehen, wollte Geschäftsmann Ecclestone (freilich) nicht verraten. Er sprach von einem „günstigen“ Angebot, das er den Verantwortlichen in der Eifel gemacht habe. Bekannt ist, dass die Betreiber des Nürburgrings in diesem Jahr 20 Millionen Euro überweisen mussten.

Ob ihre Kollegen in Budapest, wo Vettel & Co bereits in einer Woche starten, viel weniger zahlen müssen, ist nicht bekannt. Ecclestones Argument: „Die stärkere Wirtschaft ist aber die deutsche.“ Dass beide möglicherweise nun zu gleichen Konditionen Gastgeber der Formel 1 sein könnten, ist für Ecclestone unterm Strich „absolut enttäuschend“.

Nachdem wichtige Landespolitiker deutlich gemacht haben, dass die 13-Millionen-Euro-Subventionen für den Nürburgring deutlich zurückgefahren werden sollen und vom Bund bereits ein klares Nein zu einer möglichen Finanzspritze kam, sind die Formel-1-Verantwortlichen in der Eifel auf das Entgegenkommen Ecclestones angewiesen. „Mir fehlt auch einfach die Fantasie für eine Formel 1 ohne den Nürburgring“, meinte Schmidt.

Denn der „Ring“ zieht noch immer die Fahrer genauso wie die Formel-1-Fans in ihren Bann. Allen voran die legendäre Nordschleife, auch wenn sie nach dem schrecklichen Feuerunfall von Niki Lauda vor 35 Jahren nicht mehr zur Grand-Prix-Strecke gehört.

Unumstrittene Tradition hier, umstrittenes Business da. Zwei Vier-Sterne-Hotels, ein riesiger Boulevard mit Shops und eine noch immer nicht in Betrieb genommene Achterbahn. „Es ist nicht notwendig für die Formel 1“, kommentierte Ecclestone die für die beschauliche Eifelgegend üppig geratene Freizeitlandschaft aus Blech und Beton. Es sei gut, die Leute würden es offensichtlich nutzen, meinte Ecclestone. „Das Problem ist, wenn die Formel 1 Geld bringt und durch das andere Geld verloren wird“, so der Brite.

Für die Loslösung des Freizeitparks, für den die ehemalige SPD-Landesregierung 330 Millionen Euro ausgegeben hatte, von der Rennstrecke demonstrierten dann am Sonntag 100 bis 200 Nürburgring-Anhänger unter dem Motto „Save the Ring“. „Ich glaube nicht, dass diese Kritiker wirklich wissen, wovon sie sprechen“, meinte Schmidt. Man könne nicht einfach nur in schwarz und weiß denken.

In Sachen Formel-1-Verhandlungen dürfte man vonseiten der Nürburgring-Betreiber dennoch nichts lieber sehen als die schwarz-weiße Zielflagge. In Kürze sollen die Gespräche starten.

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