Formel 1: Mit bösen Fouls zum Titel

Prost gegen Senna, Hill gegen Schumacher: Duelle im Saisonfinale wurden schon mehrfach mit unfairen Mitteln entschieden.

Düsseldorf. Die Formel 1 steht am Sonntag vor einem Herzschlagfinale. Nicht zuletzt dank des so bösen wie erlaubten Tricks der Scuderia Ferrari beim letzten Rennen in Austin. Felipe Massa wurde ein Getriebeschaden verordnet und deshalb um fünf Plätze strafversetzt, Fernando Alonso wechselte so von Startplatz acht auf sieben, von der schmutzigen Spur auf die saubere — und erhielt sich seine WM-Chance. Titelverteidiger Sebastian Vettel und sein Red-Bull-Team mussten die Feier zerknirscht verschieben.

Solche Tricks sind so alt wie die Formel 1 selbst — und nicht selten wurde mit erheblich härteren Bandagen um die Krone gekämpft. So zum Beispiel am Ende der Saison 1989, als die Entscheidung zwischen den Mc-Laren-Teamkollegen und Erzfeinden Ayrton Senna und Alain Prost beim Großen Preis von Japan in Suzuka fallen sollte.

Böse Zungen behaupten, dass Prost den hitzköpfigen Senna in eine Falle gelockt hat. Der Brasilianer versuchte in einer Kurve ein Überholmanöver, das Prost mit einer Kollision konterte. Der Titel ging an Prost, aber die Revanche folgte im nächsten Jahr — wieder in Japan. Diesmal war Senna der Nutznießer, er beförderte Prost nach dem Start am Ende der Geraden ins Kiesbett — bei weit mehr als 200 Kilometern pro Stunde. „Der glaubt, er ist unsterblich“, echauffierte sich Prost nach dem Rennen.

Diese beiden „K.o.-Entscheidungen“ sorgten bei den Formel-1-Mächtigen für gewaltigen Verdruss. Empfindliche Strafen wurden angedroht, auch Sperren. Denn eine Geldstrafe hat in der Formel 1 noch niemanden abgeschreckt, seinen Vorteil mit einem Foul zu suchen.

1994 testete Benetton-Pilot Michael Schumacher den Langmut der Rennkommissare. Seinen Ein-Punkt-Vorsprung vor Damon Hill vor dem letzten Rennen in Australien verteidigte er mit einem Rempler — nachdem er durch einen eigenen Fahrfehler in eine Mauer gekracht war, seinen Boliden danach aber noch zurück auf die Strecke lenkte und dieser mit Hill kollidierte. Der Engländer musste später mit einem Aufhängungsschaden aufgeben. Dieser Unfall wurde offiziell nie geklärt, also gab es auch keinen Schuldigen, sondern den ersten deutschen Weltmeister.

Vielleicht dadurch ermuntert, griff Michael Schumacher, nunmehr Ferrari-Pilot, 1997 zu einer ähnlichen Strategie. Diesmal in Jerez und diesmal gegen Jacques Villeneuve, der neuen Williams-Hoffnung. Das vom Weltverband Fia als „Abschuss“ gewertete Manöver ging für den Deutschen aber gewaltig nach hinten los. Zum einen konnte Villeneuve trotz Kollision das Rennen fortsetzen und Schumacher nicht, zum anderen wurden Schumacher als dem mutmaßlichen Verursacher der Karambolage alle Punkte der Saison abgezogen.

Diese Art des Titelkampfes ist wohl auch eine Typfrage. Und Sebastian Vettel ist nicht für Abschüsse bekannt. Zudem ist er mehr als stark genug, um den für den WM-Titel benötigten vierten Platz mit fairen Mitteln zu realisieren.

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