Formel-1-Top-Teams bangen vor dem indischen Zoll

Greater Noida (dpa) - Landen in Neu Delhi, aussteigen und ab mit den Ersatzteilen zur Strecke in Greater Noida - wenn das in Indien bloß so einfach wäre?! Ausgerechnet in der heißesten Phase der Formel-1-Entscheidung zittern vor allem die Top-Teams vor dem indischen Zoll.

„Die turbulente Vorlaufzeit vor dem Premierenrennen letztes Jahr hat einen solchen Schrecken verbreitet, dass die Formel-1-Teams noch immer misstrauisch sind, was die bürokratischen Hürden betrifft“, schrieb „The Asian Age“ mit Blick auf die zweite Auflage des Grand Prix in Greater Noida am kommenden Wochenende.

Also müssen vor allem die Rennstall-Duellanten Ferrari und Red Bull besonders gut planen. In Maranello wurde hart an den Weiterentwicklungen der Roten Göttin gearbeitet, nachdem Fernando Alonso die WM-Führung an Titelverteidiger Sebastian Vettel nach dessen Sieg-Hattrick hatte abgeben müssen. „Wir müssen ein Auto für die erste Reihe haben, sonst macht es uns das Leben viel schwerer und Du läufst Gefahr, in Unfälle verwickelt zu werden“, sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Dazu gehört aber auch, dass die sogenannten Updates an die Strecke kommen. Eine Zusatzlieferung wollte die Scuderia zum viertletzten WM-Lauf 2012 nicht wagen.

Denn Indien neigt zu verschärfter Bürokratie. Organisatoren einer Messe in Neu Delhi beklagen, dass sie jedes Jahr wieder für die immer gleiche Veranstaltung 17 verschiedene Behörden kontaktieren müssen. Jede dieser Behörden - darunter nicht nur Stellen wie die Feuerwehr, sondern beispielsweise das Amt für Ungezieferbekämpfung - muss eine Genehmigung oder zumindest eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen.

Auch bei der bevorstehenden Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Gurgaon bei Neu Delhi sind bürokratische Hürden zu überwinden. Für das Treffen sollen im Hotel - ähnlich wie bei einer Messe - Stände der verschiedenen Firmen aufgebaut werden. Das Problem: Das Hotel liegt kurz hinter der Grenze Neu Delhis im Bundesstaat Haryana. Das Material für die Stände lagert aber in Neu Delhi. Nun kämpfen die Organisatoren darum, von der Einfuhrsteuer Haryanas befreit zu werden.

Kein Wunder, dass sich die Teamverantwortlichen der Formel 1 nun wieder ob der strengen Zollbestimmungen Sorgenfalten Sorgen machen. „Es ist das heikelste Rennen, was das betrifft“, räumte McLarens Technischer Direktor Paddy Lowe ein. Selbst die Art und Weise, wie die Zollscheine angebracht sind, müsse stimmen.

Die ohnehin logistische Herausforderung mit der einzigartigen Übersee-Hatz in diesem Jahr wird dadurch noch erschwert. Vor gut einer Woche wurden die Wagen von Südkorea per Fracht auf die Reise nach Neu Delhi geschickt. Während WM-Spitzenreiter Vettel in seiner Schweizer Wahlheimat kurz durchatmen konnte, ehe es schon wieder in den Simulator ging, wurde auch in der Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes weiter für den Endspurt analysiert, gegrübelt und getüftelt.

Ebenso wie in der Ferrari-Schmiede. Schließlich kommt es nur sieben Tage später in Abu Dhabi zum drittletzten Saisonrennen. „Es ist ein bisschen Zockerei“, sagte Ferrari-Sportdirektor Massimo Rivola zu den logistischen Planungen.

„Wir wissen, dass die Zolleinreise mühsam ist“, gab Vicky Chandhok in „The Asian Age“ zu. Der Präsident des indischen Motorsportverbandes meinte dem Artikel zufolge, dass die Regierung wenig tue, um den Ablauf des Grand-Prix-Events zu vereinfachen. Allerdings ist das Rennen auch ausschließlich privat- und nicht mit staatlichen Geldern finanziert.

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