Glock gibt Hoffnung auf Top-Team nicht auf

Yeongam (dpa) - Timo Glock hat sich selbst aus dem Verkehr gezogen, dabei würde der Hesse auf dem rotierenden Formel-1-Fahrermarkt auch gern eine Rolle spielen.

„Wenn irgendwann die Möglichkeit da wäre, würde ich sie schon gerne nutzen“, sagte der Marussia-Pilot vor dem Großen Preis von Südkorea in Yeongam der Nachrichtenagentur dpa. „Aber momentan erfülle ich meinen Vertrag und bin deshalb auch nirgendwo anders in Gesprächen.“ Denn der 30-Jährige hatte sich vorzeitig für einen längeren und für ein Nachzügler-Team hoch dotierten Kontrakt entschieden.

Es ist schwer zu ergründen, ob Glock die Situation ärgert. Obwohl er in seinem Marussia zumeist ganz am Ende des Feldes fahren muss und die Entwicklung seines Boliden kaum vorankommt, verhält sich der bodenständige Gerüstbauer immer loyal. Untertöne sind bei ihm nicht zu vernehmen, auch seine Körpersprache verrät nicht mehr als das, was er tatsächlich sagt.

Dabei ist der Markt in Bewegung. Seit bekannt wurde, dass Ex-Weltmeister Lewis Hamilton 2013 Rekordchampion Michael Schumacher bei Mercedes ablöst. Sergio Perez ersetzt Hamilton bei McLaren, dadurch wird ein Cockpit beim starken Sauber-Team frei. Zudem ist Felipe Massas Position bei Ferrari trotz seines zweiten Platzes in Suzuka für die kommende Saison noch nicht gesichert. Etliche Fahrer reißen sich um die beiden begehrten Plätze. Für Glock wäre selbst ein Wechsel zu Force India, wo Nico Hülkenberg und Paul di Resta höhere Ambitionen haben, im Vergleich zu Marussia ein großer Sprung.

Dass Glock ins Grübeln kommen würde, gäbe es ein sportlich reizvolleres Angebot, bestreitet er nicht. „Da würde ich mir dann Gedanken drüber machen.“ 2008 und 2009 fuhr er für das später ausgestiegene Toyota-Team dreimal aufs Podium. Nun erfreut er sich an den kleinen Dingen des Formel-1-Lebens.

Seinen Job als Aufbauhelfer erfüllt er derzeit perfekt. Durch seinen zwölften Rang in Singapur - für Glock so etwas wie ein „Platz auf dem Podium“ - führte er Marussia zurück auf Platz zehn der Konstrukteurswertung. „Das kann für uns ja bedeuten, dass unser Budget am Ende der Saison um zehn Millionen Euro aufgestockt wird. Damit könnten wir viel, viel mehr entwickeln“, erklärte Glock.

Eigentlich müssten die Caterham-Boliden überlegen sein. Im Gegensatz zur Marussia, die das Energie-Rückgewinnungssystem KERS immer noch nicht nutzen können, bekommen Heikki Kovalainen und Witali Petrow im Caterham auf Knopfdruck zusätzliche Power. Doch Glock ist für sein Team Gold wert. In Japan verteidigte er den zehnten Team-Platz dank Rang 16. „Ziemlich gutes Rennen für uns heute! Kommen Caterham immer näher! Auto hat heute Spaß gemacht“, twitterte Glock anschließend.

Ganz so uneigennützig, wie es den Anschein hat, ist Glock dann aber doch nicht. „Ich hoffe, dass man mich dadurch mal wieder ein bisschen mehr wahr genommen hat“, sagte Glock zu seinem Aufschwung und seinen Zukunftsperspektiven.

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