Kein befreiendes Erlebnis für Schumacher

Suzuka (dpa) - Am Ende war Michael Schumacher auch nach dem ersten seiner sechs Abschiedsrennen mal wieder enttäuscht.

Drei Tage nach seiner Rücktrittsankündigung wäre der Formel-1-Rekordweltmeister zwar in Suzuka beinah noch von Startplatz 23 in die Punkte gefahren, doch Freude wollte beim 43 Jahre alten Mercedes-Piloten wie so oft in den vergangenen drei Jahren nicht aufkommen. Von „gemischten Gefühlen“ berichtete Schumacher nach dem harten und am Ende verlorenen Kampf gegen den 20 Jahre jüngeren Daniel Ricciardo. Der Toro-Rosso-Fahrer hielt Schumacher und dessen Silberpfeil in Schach und verteidigte Platz zehn.

„Er ist natürlich enttäuscht. Aber es ist halt leider so, wie es ist“, kommentierte der neue Mercedes-Chefkontrolleur Niki Lauda lapidar. Zwar war der Auftritt Schumachers aller Ehren wert - immerhin musste der Altmeister nach einer von Lauda als „Katastrophe“ bezeichneten Mercedes-Qualifikation und Startplatzstrafe aus der letzten Reihe beginnen. Doch insgesamt war das ganze Wochenende mal wieder der Wurm drin. „Der Speed auf den Teilen der Strecke, wo man überholen kann, war nicht ausreichend“, klagte Schumacher, der so gegen einen Toro Rosso ohne Chance war.

Das verlorene Duell mit dem Australier, der Schumachers Sohn sein könnte, stand irgendwie sinnbildlich für die erfolglose Zeit seit dem spektakulären Comeback 2010. Gegen seine jungen Rivalen sah der frühere Formel-1-Regent zu oft alt aus. Am Donnerstag hatte der zur kommenden Saison durch den 16 Jahre jüngeren Ex-Weltmeister Lewis Hamilton ersetzte Schumacher nach drei Jahren ohne Sieg für Mercedes seinen Rücktritt angekündigt. So war der siebenmalige Champion das ganze Wochenende über das Gesprächsthema Nummer eins.

Jeden Tag wurden die Fahrer nach ihrer Meinung zum Rücktritt befragt. Für so manchen Kollegen ist der Abschied des Veteranen aber auch eine Chance. Denn mit Schumacher geht auch eine vermeintliche Schlüsselfigur im Personalpuzzle der Teams. „Natürlich ist er ein Konkurrent, jeder ist ein Konkurrent“, hatte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg noch am Donnerstag gesagt, als er zu seinen Chancen gefragt wurde, 2013 ein besseres Cockpit zu bekommen.

Denn seit der Wechsel Hamiltons zu Mercedes bekannt wurde, ist der Fahrermarkt ordentlich in Schwung geraten. So lange nicht klar war, was Schumacher nach seinem Aus bei Mercedes macht, gab es bald täglich neue Gerüchte. Schumacher zu Sauber, zu Lotus oder gar zu Ferrari? Mit diesen Gerüchten ist seit Donnerstag endgültig Schluss.

Dies müsste Hülkenberg freuen. Der 25-Jährige, der mit Platz sieben in Suzuka am Sonntag das drittbeste Saisonergebnis einfuhr, geht jedenfalls fest davon aus, auch kommendes Jahr in der Königsklasse zu fahren. Nach Möglichkeit bei einem guten Team. „Ich denke, dass es sich in ein paar Wochen entscheidet“, berichtete der in Japan verdächtig gut gelaunte Hülkenberg.

Bei Ferrari betrieb der zuletzt arg kritisierte Felipe Massa mit seinem zweiten Platz zwar Eigenwerbung - ob der Brasilianer auch 2013 noch neben WM-Spitzenreiter Fernando Alonso fährt, ist nämlich noch nicht klar. Doch auch beim aktuell starken Sauber-Team ist nach dem Wechsel von Sergio Perez zu McLaren als Hamilton-Ersatz ein Cockpit frei. Das dürfte auch den vor Jahresfrist bei Force India geschassten Adrian Sutil interessieren.

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